Neuer Rückschlag für die Impfkampagne. Deutschland stoppt vorsorglich Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca. Auch im Südwesten werden alle Impftermine mit diesem Vakzin abgesagt.

Stuttgart - Alle Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca sind auch in Baden-Württemberg unverzüglich gestoppt worden. Das teilte das Gesundheitsministerium am Montag in Stuttgart mit. Kurz zuvor hatte das Bundesgesundheitsministerium über den deutschlandweiten Stopp informiert. Vorausgegangen waren Meldungen über Häufungen von schweren Blutgerinnungsstörungen nach der Impfung. „Der Gesundheitsschutz der Menschen steht über allem“, sagte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne). Alle mit diesem Impfstoff geplanten Termine würden abgesagt, auch jene für die Zweitimpfungen.

 

Die Impfungen würden zunächst bis einschließlich kommenden Montag ausgesetzt und die Termine abgesagt. „Das betrifft aktuell rund 15.000 Impfungen pro Tag“, hieß es. Spätere Termine blieben zunächst bestehen. Spätestens am Montag wollen sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern den Angaben nach dann wieder zusammenschalten und über den weiteren Verlauf entscheiden, sollten nicht vorher neue Informationen vorliegen.

Einige Termine entfallen ersatzlos

Das Ministerium teilte weiter mit: „Die Impfzentren werden von uns gebeten, alle über 80-Jährigen, die von dieser Terminabsage betroffen sind, entweder auf einen anderen Impfstoff umzubuchen, oder sie alternativ auf eine eigens zu führende Warteliste zu setzen.“ Eine direkte Umbuchung der abgesagten Termine sei aufgrund des Impfstoffmangels nicht möglich. Auch müssten die Termine für alle anderen ersatzlos entfallen, erklärte eine Sprecherin.

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Bis zum Stopp waren in Baden-Württemberg 14 000 Menschen täglich zum ersten Mal mit Astrazeneca geimpft worden. Zweitimpfungen mit diesem Vakzin gab es im Südwesten bisher nicht. Mit Biontech werden zur Zeit 10 000 Menschen pro Tag zum ersten Mal geimpft und 7600 Zweitimpfungen täglich verabreicht. Bei Moderna sind es 550 Erstimpfungen und rund 800 Zweitimpfungen pro Tag.

 

Lage bleibt angespannt

Das aktuelle Modellprojekt „Impfen in Praxen“ ist von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen, da dabei ausschließlich Biontech verwendet wird. Astrazeneca hatte schon am vergangenen Freitag für Aufsehen gesorgt, nachdem das Unternehmen eine Kürzung der Liefermengen angekündigt hatte.

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Der Stopp des Astrazeneca-Vakzins dürfte die angespannte Lage bei der Impfterminvergabe weiter verschärfen. Schon zuvor war die Situation bei der Hotline, bei der Bürger im Südwesten Impftermine buchen können, nicht zufriedenstellend gewesen, hatte eine Ministeriumssprecherin gesagt. „Auch wenn man durchkommt, übertrifft die Nachfrage weiterhin deutlich das Angebot.“

Die Aussetzung mit dem Covid-19-Impfstoff war auf Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts erfolgt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) analysiert und bewertet die Daten weiter, hieß es.