Die Verkehrsteilnehmer müssen sich auf zahlreiche Baustellen einrichten. Im nächsten Jahr soll die Autobahn 81 bei Sindelfingen und Böblingen erweitert werden. Zudem sind neue Anschlüsse fällig. Dafür wird eine Fläche von vier Hektar gerodet.

Böblingen/Sindelfingen - Gunnar-Steffen Kimmel hat vor zehn Jahren bereits die Verkehrspläne bis ins Detail studiert. Damals noch im Auftrag der Stadt Böblingen, für die er eine Querspange parallel zur Autobahn 81 entwarf, welche die Innenstadt entlasten sollte. Die Überlegungen dafür reichten damals schon 15 Jahre zurück. Inzwischen erlitt die City ein ums andere Mal einen Verkehrsinfarkt – immer dann, wenn auf der A 81 Stau war und die Verkehrsteilnehmer durch die Böblinger Innenstadt fuhren. Nun soll die Leibnizstraße an der A 81 als Querspange ausgebaut werden. Sie dient als Verbindung zwischen dem Flugfeld und einem neuen Autobahnanschluss im Böblinger Osten.

 

An manchen Stellen könnte es eng werden

Die Vorbereitungen dafür werden zurzeit getroffen: Im Böblinger Osten werden vier Hektar Wald gerodet. So mancher Autofahrer traut in der langen Linkskurve, die unweit der Sindelfinger S-Bahn-Station Goldberg in Richtung Breuningerland führt, dieser Tage kaum seinen Augen. Baggerschaufeln haben eine riesige Schneise in den Forst geschlagen.

Kimmel sitzt heute nicht mehr im Böblinger Rathaus, sondern arbeitet als Verkehrsplaner bei der Stadt Sindelfingen. Wie kaum ein anderer kann er ermessen, was die Neuordnung der Hauptverkehrsadern mit sich bringen wird: „An manchen Punkten deutlich mehr Verkehr.“ Größere Staus drohen nun auch im Sindelfinger Osten. Weil die Ausbaupläne für die A 81 den teilweisen Rückbau der Anschlussstelle Sindelfingen-Ost vorsehen, wird auf der Mahdentalstraße zwar weniger Verkehr sein. Dafür jedoch könnte die Tilsiter Straße zum Nadelöhr werden.

Verkehr in alle Richtungen

Die Autofahrer gelangen nach dem Ausbau der A 81 an der Ausfahrt Sindelfingen-Ost dann nämlich nicht mehr in Richtung Singen. Und aus Richtung Singen kommend wird auch die Ausfahrt dicht gemacht. Sindelfingen-Ost wird lediglich von den Verkehrsteilnehmer aus und nach Stuttgart genutzt werden können. Im Gegenzug soll ein neuer Anschluss Böblingen-Ost die Verkehrsströme in alle Richtungen verteilen. „Wir müssen dort entsprechend ausbauen“, sagt Kimmel. Manche Straßen soll erweitert, andere zurückgebaut werden. Diskussionen darüber, wie man den Verkehr in Sindelfingen künftig reduzieren könne, haben begonnen. Fest steht bisher noch so gut wie nichts. Im Landratsamt Böblingen dagegen will man bald handeln.

Wenn die Schneise im Osten Böblingens vollkommen freigelegt ist, soll in diesem Jahr noch mit dem Ausbau der Leibnizstraße in Richtung des neuen Autobahnknotens begonnen werden. Die Kosten für dieses Teilstück werden auf rund 13 Millionen Euro beziffert, die sich der Bund, der Kreis und die beiden Städte teilen wollen.

Naturausgleich: 4,7 Hektar Wald sollen aufgeforstet werden

Zudem sind Maßnahmen für den Naturausgleich nötig. Die gefällten Buchen, Eschen und Eichen sollen angemessen ersetzt werden. Das jedenfalls lässt Benjamin Lutsch verlauten, der Sprecher im Böblinger Landratsamt: „Im Kreis Böblingen sollen zeitnah 4,7 Hektar Wald aufgeforstet worden.“ Wo Bäume gepflanzt werden, müsse noch festgelegt werden. Als Ausgleichsmaßnahme sind bisher Vogel- und Fledermauskästen aufgehängt worden.

Um so etwas muss sich Gunnar-Steffen Kimmel nicht kümmern. Während die von ihm einst geplante Querspange so gut wie in trockenen Tüchern ist, muss er sich aber noch einiger Details bei der Sindelfinger Straßenplanung annehmen. „Wir müssen zeitlich abgestimmt vorgehen, analog zum Ausbau der A 81“, sagt er. Weil dieser wohl nicht vor dem Jahr 2025 beendet sein wird, hat Kimmel noch ein bisschen Zeit.

Ausweichstrecke parallel zur A 81

Autobahnausbau:
Zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost soll die A 81 auf rund sieben Kilometern sechsspurig ausgebaut werden. Zudem wird ein 850 Meter langer Lärmschutzdeckel errichtet. Die Gesamtkosten belaufen sich voraussichtlich auf 226 Millionen Euro. Inbegriffen sind die Kosten für den Deckel, die gegenwärtig auf 65,6 Millionen Euro veranschlagt werden. Die Städte Böblingen und Sindelfingen sowie der Kreis Böblingen beteiligen sich mit je 7,1 Millionen Euro, das Land übernimmt 14 Millionen Euro, der Bund zahlt den Rest. Die Arbeiten sollen Ende des Jahres 2020 beginnen und rund fünf Jahre dauern.

Verkehrsentlastung: 
Die Innenstädte sollen durch den Aus- und Neubau der Leibnizstraße, die parallel zur A 81 verläuft, entlastet werden. Die sogenannte Querspange verbindet das Flugfeld mit dem dem neuen Autobahnanschluss. Auf dem Flugfeld soll es später ebenfalls einen neuen A-81-Anschluss geben.