Strategien in Fellbach Neckar-Flusswärme für Fellbach nutzbar?

Das Fellbacher Neckarufer, hier bei der Landungsbrücke nördlich des Stadtteils Oeffingen, ist ungefähr 1,4 Kilometer lang. Foto: Sascha Sauer

Der Kommunale Wärmeplan ist für die Verantwortlichen im Rathaus und im Gemeinderat ein „großes Werk“ und der „Start der Energiewende“. Zu den vorgesehenen Detailuntersuchungen gehört auch eine Machbarkeitsstudie zur Realisierbarkeit von Windrädern auf dem Kappelberg.

Einerseits fühlte man sich ein wenig an die Atmosphäre im Fußballstadion erinnert, wenn die Fans skandieren: „Jetzt geht’s los!“ Und andererseits erinnerte der Abend an große Wirtschaftskonzerne, die sich keine Grenzen auferlegen lassen wollen: „Think Big!“

 

Auf dieses 100 Seiten starke „große Werk“ haben viele gewartet

Ausgelöst wurden derartige Empfindung bei der Verabschiedung des Kommunalen Wärmeplans (KWP) in Fellbach. Baudezernentin Beatrice Soltys erklärte: „Wir haben ein großes Werk erarbeitet.“ Ulrich Lenk, Co-Vorsitzender der Freien Wähler/Freien Demokraten, der größten Fraktion im Gemeinderat, urteilte ebenso: „Dies ist ein großes Werk, auf das alle gewartet haben.“

Einstimmig wurde nun der Kommunale Wärmeplan (KWP) beschlossen, der mehr als 100 Seiten umfasst. Die Verwaltung und ihr Tochterunternehmen, die Stadtwerke Fellbach, haben damit die theoretische Grundlage geschaffen, um die bereits erarbeitete Strategie hin zur klimaneutralen Wärmeversorgung umzusetzen. Soltys’ klare Marschrichtung: „Wir steigen damit in die Wärme- beziehungsweise Energiewende ein.“

Am Anfang steht eine umfangreiche Datenanalyse zum Wärmebedarf und zum Wärmeverbrauch im Stadtgebiet. Das Potenzial und die Nutzungsmöglichkeiten regenerativer Energiequellen und der Abwärme sollen analysiert werden. Daraus werden Szenarien und umsetzbare Maßnahmen entwickelt, die Fellbach bis zum Jahr 2040 zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung führt – mit einem Zwischenziel im Jahr 2030.

Es geht um die Senkung des Wärmebedarfs und die Bezahlbarkeit

Der rathausinterne Fachmann auf diesem Gebiet ist Marcel Katzwinkel. Er sagt: „Kernpunkte sind der Ausbau und die Stärkung der Erneuerbaren Energien, die Energieeffizienz, die Senkung des Wärmebedarfs und natürlich die Bezahlbarkeit.“ Ein zentrales Thema ist die Untersuchung der 13 Wärmenetzprüfgebiete. Diese Gebiete umfassen jeweils 27 bis 250 Gebäude, insgesamt handelt es sich um 1332 Gebäude.

Im Wärmeplan sind für die kommenden fünf Jahre acht Startmaßnahmen benannt. Dazu zählt die Untersuchung der Wärmenetzprüfgebiete auf die Umsetzbarkeit bis zum Zieljahr 2040. Erstellt werden soll ein Standortkonzept zu den Heizzentralen in den Wärmenetzprüfgebieten. Denn, so Katzwinkel: „Abgesehen von der Heizzentrale am Kombibad F3 bietet keine der aktuell betriebenen Heizzentralen das Potenzial, vor Ort mit Erneuerbaren Energien betrieben zu werden.“ Vorgesehen ist überdies die tiefergehende Untersuchung der Potenziale von Geothermie.

Per Großwärmepumpe die Temperatur des Neckars nutzen?

Besonders aufmerken lässt ein weiteres Vorhaben: Die Stadt möchte per Machbarkeitsstudie eruieren, ob die Flusswärme des Neckars durch eine Großwärmepumpe für Wärmenetze genutzt werden kann. Möglich wäre dies, weil – was selbst viele Einheimische gar nicht wissen – circa 1,4 Kilometern des schwäbischen Flusses zur Fellbacher Gemarkung gehören, und zwar im Bereich des nördlichen Stadtteils Oeffingen links und rechts der bekannten Landungsbrücke, an der viele Radfahrer bei Wochenendtouren eine Rast einlegen.

Im Zuge einer gesamtstädtischen Solarstrategie sind Untersuchungen zur möglichen Nutzung von Dachflächen, von Wandflächen und Fassaden, von versiegelten Flächen (Parkplätze) und Freiflächen vorgesehenen.

Etliche Debatten auslösen dürfte das siebte Starterprojekt: Eine weitere Machbarkeitsstudie soll eruieren, inwieweit Windräder auf dem Kappelberg sinnvoll sind – dabei geht es um die Windhöffigkeit, die Eignung des Standorts und mögliche Restriktionen, die ein solches Vorhaben behindern oder gar aushebeln könnten.

Gebäudesanierungen sollten forciert werden

In der Diskussion lobte SPD-Fraktionschef Andreas Möhlmann den Kommunalen Wärmeplan als „einen wichtigen Baustein zur Energiewende“. Zudem bekräftigte er, dass mehr Fernwärme erstrebenswert wäre. Ulrich Lenk betonte, es würde sehr viel bringen, wenn mehr Gebäude saniert würden – etwa durch Wärmeisolierung. Unterstützung kam von Simone Lebherz (Die Stadtmacher Fellbach): „Wenn wir jetzt sanieren, brauchen wir weniger Wärme.“ Es müsse weniger Fläche zur Verfügung gestellt werden, um Wärme zu erzeugen, und es bleibe „mehr von unserer Erholungslandschaft“ übrig.

„Die vorgesehenen Schritte sind realistisch geplant“, sagte Stephan Illing (Grüne). Gerade in Gewerbegebieten sei einiges an Potenzial zu gewinnen. „Die Dinger rechnen sich doch, wenn man es richtig anstellt.“ Das gelte auch für private Hausbesitzer.

Der CDU-Fraktionschef Franz Plappert rügte, dass das künftige Wohngebiet Kühegärten ganz im Südwesten Fellbachs nicht bei den Wärmenetzprüfgebieten berücksichtig werde. „Man sollte ein solches Gebiet nicht ganz hinten runter fallen lassen.“

Wärmeplan Eine Präsentation der Wärmenetzprüfgebiete und Tipps für Gebäudeeigentümer gibt es auf der städtischen Homepage: https://www.fellbach.de/Kommunale-Waermeplanungkommunale Wärmeplan.

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