Die Chefin Silvia Göppinger vom Hotel Schwedi in Langenargen sagt, warum die Felchen so wichtig sind für den Bodensee.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)
Bregenz/Langenargen - Im Hotel und Restaurant Schwedi in Langenargen kommen nur echte Bodenseefelchen auf den Tisch – von der Familie und Freunden der Chefin Silvia Göppinger selbst gefangen. Im Interview erklärt sie, wie ihr Betrieb mit den sinkenden Fangerträgen zurechtkommt.
Frau Göppinger, wie wichtig sind die Felchen für Ihre Speisekarte?
Sie sind unser Brot- und Butterfisch, die Nachfrage ist extrem hoch. Aber auch wir können den Bedarf nur noch mit großer Raffinesse decken.
Was heißt das?
Unser Onkel fischt seit 40 Jahren für uns; vor zehn Jahren kam der Großcousin hinzu. Und jetzt beliefern uns noch zwei befreundete Fischer. Dennoch kommt es ab und zu vor, dass wir den Gästen sagen müssen: Heute gibt es leider keine Felchen.
Wie viele Felchen benötigen Sie denn?
Im Sommer sind es schon 100 bis 150 Portionen am Tag.
Und wie mögen die Gäste den Fisch?
Der Klassiker ist natürlich Felchen Müllerin Art. Aber auch Felchenfilet provençale – mit Knoblauch, Kräutern und Champignons – ist sehr beliebt. Wir haben acht verschiedene Felchen-Gerichte auf der Karte.
Wenn die Nachfrage so groß ist, warum greifen Sie nicht auf Import-Felchen zurück?
Unser Betrieb ist vor mehr als 50 Jahren aus einer Fischerei herausgewachsen. Wir machen zum Beispiel von November bis Januar zu, weil die Fische Schonzeit haben und sich auch schlecht einfrieren lassen. Es hat etwas mit Familienstolz und mit Qualität zu tun, dass wir nur Felchen vom Bodensee verwenden. Nur einmal bisher haben wir Fische aus dem Chiemsee angeboten: Aber die haben wir selbst beim Fischer abgeholt, und über die Herkunft haben wir unsere Gäste auch informiert.
Könnten Sie Felchen aus Aquakultur am Bodensee akzeptieren?
Das ist keine Alternative für uns. Niemand weiß, ob dort Antibiotika eingesetzt werden müssten. Wir haben einen sauberen See vor der Haustür – die Fische müssen wild von dort kommen. Ich habe kein Verständnis dafür, dass der Nährstoffgehalt so rigoros niedrig gehalten wird. Die Politik lässt hier nicht nur die Fischer im Regen stehen, sondern auch die gesamte Gastronomie am See.