Schmutzige Wäsche passt nicht zum weißen Tennissport, das sagt die Vorsitzende des TSV Waldenbuch. In der zweitgrößten Abteilung ihres Vereins wird genau die aber derzeit gewaschen: Seit zwei Jahren schwelt ein Streit, der nun offen ausgebrochen ist.

Waldenbuch - Fair Play gehört im Sport zum Einmaleins des guten Tons. Was das betrifft, geben die Mitglieder der Waldenbucher Tennisabteilung derzeit kein gutes Bild ab. Bei der jährlichen Versammlung vor wenigen Tagen wurde deutlich: Auf dem roten Sand ist man sich nicht grün. Die circa 400 Mitglieder der zweitgrößten Abteilung des TSV stehen vor den Schäden eines Führungskonflikts, der seit dem Ausscheiden des Abteilungsleiters Wieland Knust vor zwei Jahren schwelt.

 

Zum Eklat kam es bei den turnusgemäßen Neuwahlen. Knusts Nachfolger Günter Tovar warb bei den anwesenden Mitgliedern vergeblich um Vertrauen. Nur 31 von 87 abgegebenen Stimmen entfielen in geheimer Wahl auf den amtierenden Spartenchef. Da es keinen Gegenkandidaten gab, ist die Abteilung derzeit ohne Führung und muss sich bis zu der von den TSV-Statuten vorgeschriebenen außerordentlichen Abteilungsversammlung am Freitag, 7. April, neu sortieren.

Wie das gelingen kann, ist derzeit unklar. Denn auf der Suche nach den Ursachen für die inneren Zerwürfnisse offenbart sich ein kompliziertes Geflecht aus persönlichen Verletzungen, Antipathien und unterschiedlichen Auffassungen darüber, wie der Verein in die Zukunft geführt werden soll. Als Lotse im aktuellen Durcheinander will sich der Technische Abteilungsleiter Manfred Buddrus versuchen. Er war kurz nach der Wahl von Günter Tovar vor zwei Jahren von seinem Amt als stellvertretender Abteilungsleiter zurückgetreten. Bei der diesjährigen Versammlung trat Buddrus wieder an und konnte sich über eine stabile Mehrheit freuen. Seine Ziele hat er klar formuliert: „Die Schlammschlacht muss beendet werden. Wir brauchen einen Führungsstil, der den Verein wieder nach vorne bringt.“

Noch nie so viel menschliche Enttäuschung erlebt

Was genau ihm am Führungsstil von Günter Tovar nicht behagt hat, ließ Buddrus auf Nachfrage der Filder-Zeitung offen. Er erklärte jedoch: „In den letzten zwei Jahren ist nichts passiert. Das hat den Leuten nicht gefallen.“ Unter der Regie von Günter Tovar hätten langjährige und verdiente Vorstandsmitglieder wie zum Beispiel Schatzmeister Jürgen Först, Schriftführerin Saskia Ellermann und Jugendsportwartin Petra Heß ihr Amt niedergelegt. In einem neuen Team seien Först und Heß nun wieder bereit zu kandidieren.

Doch es gibt auch eine andere Sicht der Dinge. Die von Günter Tovar und jenen Vorstandsmitgliedern, die ihn in den vergangenen zwei Jahren unterstützt haben. „Was da gegen mich abgelaufen ist, ist unglaublich. So viel menschliche Enttäuschung habe ich noch nie erlebt“, stellte er ernüchtert fest. Der Verein stehe gut da. Die Anlagen seien top in Schuss. Sämtlichen finanziellen Verpflichtungen sei man nachgekommen. Zudem sei im Jahr seit der letzten Abteilungsversammlung niemand formal mit Unzufriedenheit auf den Vorstand zugekommen. Das Votum der anwesenden Mitglieder habe ihn deshalb „kalt erwischt“.

Allianzen aus zwei Ecken, die von Eigeninteressen geprägt sind

Über die Ursachen für die starke Gegenströmung kann er nur rätseln. „Mit mir hat keiner gesprochen“, sagt Günter Tovar. In einer ersten Analyse kommt er zu dem Ergebnis: „Es gab von Anfang an Allianzen aus zwei Ecken, die stark von Eigeninteressen geprägt sind. Für Mauscheleien bin ich jedoch nicht offen.“ Außerdem habe er sich vorgenommen, der Abteilung, die seit Jahren im Wandel sei und einen starken Verjüngungsprozess erlebe, neue partizipative Strukturen zu geben. „Wahrscheinlich habe ich den einen oder anderen damit überfordert“, stellt er rückblickend fest.

Es gibt zwei Lager und zwei Meinungen. Für die Mitglieder der Tennisabteilung dürfte nun vor allem zählen, wie sich der Riss wieder kitten lässt. Auch TSV-Chefin Manuela Kircher hat sich bereits eingeschaltet und in einem Schreiben an den Abteilungsvorstand die Besinnung auf das Werte-Leitbild des Vereins angemahnt. „Schmutzige Wäsche passt nicht zum weißen Tennissport und macht so viel von dem kaputt, was über Jahre mit großem Engagement aufgebaut wurde“, gibt sie darin zu bedenken.

Der Technikchef der Tennisfreunde, Manfred Buddrus, hat sich derweil daran gemacht, ein neues Führungsteam zusammenzustellen. Dabei setzt er auf Vereinskamerad Stephan Lehle. Der pensionierte Schulleiter hatte bereits bei der Abteilungsversammlung das Wort ergriffen und erklärt, dass er an diesem Abend zwar nicht zur Kampfkandidatur gegen Günter Tovar antreten wolle. Grundsätzlich aber sei er zur Übernahme des Amtes bereit.