Im deutschen Eishockey ist ein Streit darüber entbrannt, wie der Unterbau der DEL aussehen soll. Die Liga plädiert für eine DEL II, zum Beispiel mit Bietigheim, der Verband will eine zweite Liga unter seiner Regie.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Eigentlich war der Zug zur Deutschen Eishockey-Liga (DEL) abgefahren für den SC Bietigheim-Bissingen. Spätestens als der Rivale Schwenningen den Steelers die vakant gewordene Lizenz der Hannover Scorpions weggeschnappt hatte, oder besser: für einen siebenstelligen Euro-Betrag weggekauft.

 

Denn in dem Wettbieten um den Aufstieg am grünen Tisch wurde von den Schwarzwäldern ein mündlich vereinbartes Gentleman's Agreement ignoriert, wonach der Meister das erste Anrecht hatte. Und Meister der zweiten Liga waren nun mal die Bietigheimer nach dem Sieg in einer dramatischen Finaleserie – gegen eben diese Schwenninger.

Manche sagen „verarscht“

Nix war’s also mit der DEL – oder doch? Es könnte zumindest mit deren Unterbau klappen, der DEL II. Die Gründung der Liga als GmbH ist bereits vollzogen, die Umsetzung noch nicht. Denn nach einem Wintermärchen folgt im deutschen Eishockey traditionell das Sommertheater. Und das ist dieses Jahr besonders heftig.

Weil sich die Vereine vom Verband DEB vernachlässigt (manche sagen sogar „verarscht“) fühlen, streben sie mehrheitlich den Anschluss an die DEL an. Dort erhoffen sie sich mehr Professionalität (etwa bei der TV-Präsenz). Nicht dabei sind zurzeit nur Riessersee, Kaufbeuren, vielleicht Kassel und Hannover.

Die Fans laufen Sturm

Morgen nun läuft ein Ultimatum des DEB ab, bis zu dem sich die Vereine für die zweite Liga anmelden müssen, alles andere wäre eine „wilde Liga“, der die rechtliche Anbindung an den Weltverband fehle. Auch den zwischenzeitlich kolportierten Annäherungsversuchen der DEL erteilte der DEB in Person des Vizepräsidenten Manuel Hüttl eine Absage. „Fakt ist, und das haben wir stets klar zum Ausdruck gebracht, dass wir eine weitere Gesellschaft in der deutschen Eishockeylandschaft ablehnen und der DEL II eine klare Absage erteilen“, hieß es in einer Pressemitteilung.

Inzwischen laufen die Fans Sturm gegen den Deutschen Eishockey-Bund, speziell gegen den umstrittenen Präsidenten Uwe Harnos. In einem Schreiben an ihn (das der StZ vorliegt) heißt es: „Mit Bedauern müssen wir feststellen, dass das leider schon übliche Sommertheater eine ganz neue Eskalationsstufe erreicht hat.“ Und: „Aus der Vergangenheit haben wir gelernt, dass Bitten nicht umgesetzt werden.“ Als Beispiel wird ein Treffen aus dem Juni 2011 angeführt, bei dem entschieden wurde, dass es keinen Kooperationsvertrag DEB/DEL ohne Auf- und Abstieg geben werde. „Nur wenige Wochen später haben Sie einem nahezu unannehmbaren Modell zugestimmt, welches Sie in der Folgezeit als großen Erfolg (ohne Erwähnung der extremen Nachteile) verkauft haben“, schreiben die Fans.

Das Wort „Erpressung“ macht die Runde

In dem neuen Konzept ist mittelfristig ein Aufstieg zwischen den beiden DEL-Staffeln vorgesehen – und auch nach unten die Verzahnung mit der Oberliga. „Geben Sie dem Profisport auch im Eishockey die Chance zu zeigen, dass er sich am effizientesten selbst organisiert“, heißt es in dem Brief. Im Gegenzug soll sich der Verband auf seine Kernkompetenzen konzentrieren: die Nachwuchsförderung und die Nationalmannschaft. Die hat dem DEB durch die verpasste Olympiaqualifikation einen Bärendienst erwiesen, dadurch fehlt ein siebenstelliger Betrag im Verbandsetat.

Den Bietigheimern wiederum entgehen wohl Einnahmen aus dem (internationalen) Continentalcup, bei dem der Zweitligameister eine Runde ausrichten sollte. Voraussetzung: die Meldung für die DEB-Liga. Und nicht – wie geschehen – für die DEL II. Kein Wunder, dass bei den Steelers das Wort „Erpressung“ die Runde macht.