Ist es gesund und für das Lernen förderlich, wenn schon Schüler im Kindesalter mit Laptops und Tablets arbeiten? Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Ärzten warnt energisch davor.
Über 40 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen sowie Kinder- und Jugendärzte fordern von den Kultusministern ein Moratorium der Digitalisierung an Schulen. Gründe seien die sinkende Lernleistung sowie negative gesundheitliche, psychische und soziale Nebenwirkungen, teilte die Gesellschaft für Bildung und Wissen am Mittwoch in Offenburg mit.
Zu den Erstunterzeichnern der Erklärung gehören der Medienpädagoge Ralf Lankau (Hochschule Offenburg), die Mediziner Manfred Spitzer (Universitätsklinik Ulm) und Thomas Fuchs (Jaspers-Lehrstuhl Universität Heidelberg) sowie der Ordinarius für Schulpädagogik Klaus Zierer (Universität Augsburg).
Zu viel Bildschirmzeit erschwert die Konzentration
„Die wissenschaftliche Erkenntnis ist inzwischen, dass Unterricht mit Tablets und Laptops die Kinder bis zur 6. Klasse nicht schlauer, sondern dümmer macht“, sagt Lankau. Jetzt sei der Zeitpunkt, dass die Schulpolitik auf die Pädagogen und Kinderärzte höre und den digitalen Unterricht abbreche.
In Schweden sei es bereits so weit: Die schwedische Bildungsministerin habe den Tablet-Einsatz in der Primarstufe gestoppt. Der Grund für das Umdenken sei die Stellungnahme von fünf Professoren des Karolinska-Instituts (Stockholm). Deren Gutachten komme zum Schluss, die Ziele Bildungs- und Chancengerechtigkeit, Unterrichtsverbesserung und gesellschaftliche Teilhabe nicht erreicht würden. Zu viel Bildschirmzeit könne zu Konzentrationsschwierigkeiten führen und die körperliche Aktivität verdrängen.
Digitale Medien beeinflussen mentale Gesundheit von Kindern
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, so die Mitteilung, habe 2023 in ihren Leitlinien zur Prävention für alle Altersstufen eine Reduktion der Bildschirmzeiten, keine eigenen Geräte für Kinder und keinen unkontrollierten, unbegleiteten Zugang zum Internet empfohlen.
Der U.S. Surgeon General, die oberste Gesundheitsbehörde in den USA, habe 2023 eine Studie zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen herausgegeben. Die immer längere Nutzungsdauer digitaler Medien und das immer frühere Einstiegsalter, so die Behörde, habe Folgen für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. (00/3804/22.11.2023)