Die Kampagne für „the ratskeller“ schlägt hohe Wellen. Die dafür verantwortliche Agentur Brot erklärt unserer Zeitung, sie sei überrascht „über so viel Verachtung im Netz“ und beklagt „Pseudo-Patriotismus“. Zu ihrer Werbung zählen auch schwäbische Sprüche.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Sie heißen Denis Fegeš, Max Schmidt, Lena Habla, Marina Achtoforidou und Predrag Vargovic. Alle fünf gehören zum jungen, kreativen Team der Agentur Brot, die sich die umstrittene Kampagne „the ratskeller“ ausgedacht hat. Alle fünf sind in Stuttgart geboren und aufgewachsen, also stolze Schwaben, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Alle fünf seien „ein bisschen traurig darüber“, schreiben sie in einer gemeinsamen Erklärung an unsere Zeitung, dass die hitzige Diskussion über das neue Erscheinungsbild des sanierten Ratskellers im Stuttgarter Rathaus „stellenweise offensichtlich Aufhänger für ganz anderen Themen ist“.

 

„Starke Werbung wird immer kontrovers diskutiert“

Geht es also um etwas anderes als um ein Traditionslokal, das die Vergangenheit nicht verleugnen, aber die Zukunft neu anpacken will? Dass sie den Stolz einiger Stuttgarter kränken wegen einem englischen „the“, sei wirklich traurig, erklären die Leute von Brot in ihrem Statement: „In unserer Welt funktioniert das Ganze nämlich so, dass Stolz erst dann wirklich authentisch ist, wenn er ohne Wenn und Aber daherkommt. Wenn man stolz auf seine Stadt ist, ob mit oder ohne the. Und vor allem, wenn man es ist, ohne dabei auszugrenzen.“

Starke Werbung und Kommunikation, schreiben die fünf Werberinnen und Werber weiter, werde immer kontrovers diskutiert: „Dass der ein oder andere geschmacklos werden muss, nur weil das Naming eines Stuttgarter Gastronomiebetriebes nicht gefällt, das ist sehr schade.“ Dass sich darunter auch noch Menschen mischten, die eine „sehr fragwürdige Ansicht“ hätten, stimmt die Agentur „sehr nachdenklich“. Erwartet habe man nicht, „dass so viel Verachtung im Netz losgetreten wird“. Dennoch ist das Team von Brot davon überzeugt, einen guten Job gemacht zu haben. Ein Ziel ist durchaus gelungen: Der Ratskeller ist vor seiner geplanten Neueröffnung am 27. November zum Stadtgespräch geworden.

„Neue Ideen lösen die alten nicht ab“

Weiter heißt es in dem Statement vom Studio Brot: „Was wir uns jetzt wünschen, sind viele Gäste. Menschen, die für ein weltoffenes Stuttgart stehen. Solche, die sich weniger darüber aufregen, dass Neues in dieser Stadt entsteht, sondern sich stattdessen darüber freuen, dass man so ein Konzept auf den Marktplatz bringt. All den anderen würden wir gern sagen: Nur, weil etwas neu ist, ist es nicht gleich schlecht. Neue Ideen lösen die alten nicht immer ab, sie erweitern vielleicht nur das Feld. Sie machen eine Welt auf, in der jung und alt zusammenkommen können. Es ist toll, dass Neues passiert! Was wäre diese Welt, wenn es keinen Raum für Neues gäbe!“

„In den Präsentationen sind wir auf Zustimmung gestoßen“

Seit vielen Monaten habe man an dem Konzept gearbeitet und sei in den Präsentationen bei den Verantwortlichen auf Zustimmung gestoßen. Nun aber werde versucht, mit „Pseudo-Patriotismus“ die Weltoffenheit und den internationalen Gedanken in Stuttgart kleinzuhalten. Spannend werde es im Hinblick auf die Landeskampagne „The Länd“. Müsse nun „the ratskeller“ dran glauben, während „The Länd“ bundesweit kommuniziert werde? Zum Hinweis etlicher User, dass „Rats“ auf Englisch Ratten bedeutet, erklärt das Kreativ-Team von Brot: „Das Wort Ratskeller wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch so im englischsprachigen Raum genutzt und ist demnach dort bekannt.“

Zur Kampagne für das Traditionslokal, das auf das Jahr 1904 zurückgeht, gehört auch eine Vielzahl an schwäbischen Sprüchen. Einer davon steht ganz oben beim Team von Brot. Wenn der Ratskeller im neuen, hellen Ambiente aufmacht und die Emotionen weiter hochkochen, könne die Stadt „zum Lacha en dr Keller ganga“.