Horst Seehofers Vorschlag, die umstrittene Stromtrasse Suedlink Richtung Westen zu verschieben, hat in Baden-Württemberg für Empörung gesorgt. Auch die Südwest-CDU ist jetzt dagegen - obwohl Spitzenkandidat Wolf den Bayern zunächst beigesprungen war.

Stuttgart - Alle gegen Bayern: Im Stuttgarter Landtag haben sowohl Regierungs- als auch Oppositionsfraktionen den Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) abgelehnt, den Verlauf der Stromtrasse SuedLink nach Westen zu verschieben. Auch CDU-Energieexperte Paul Nemeth sagte am Donnerstag: „Wir lehnen den bayerischen Vorschlag ganz klar ab. Er ist sinnfrei.“

 

Seehofers Forderung hatte in Baden-Württemberg für Empörung gesorgt, da eine Verlegung des SuedLinks zwar Bayern entlasten, aber die Nachbarländer Hessen und Baden-Württemberg deutlich stärker belasten würde.

Untersteller hält Vorschlag für "inakzeptabel"

Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sagte, die bayerische Regierung habe es versäumt, den Bürgern die Notwendigkeit des Netzausbaus zu erklären. Das Versäumnis versuche sie nun, auf die Nachbarländer abzudrücken. „Das ist absolut inakzeptabel.“

Vor allem die Grünen versuchten am Donnerstag, CDU-Fraktionschef Guido Wolf, der auch Spitzenkandidat seiner Partei zur Landtagswahl 2016 ist, bei dem Thema in die Enge zu treiben. Wolf hatte in einer ersten Reaktion im Mai die Regierungen in Baden-Württemberg und Hessen wegen ihrer „verbalen Attacken“ gegen Bayern kritisiert, dann aber klargemacht, dass die Trassenpläne der bayerischen Regierung nicht zulasten von Baden-Württemberg gehen dürften.

Die Grünen-Politikerin Andrea Lindlohr forderte Wolf im Landtag auf, sich klar für die Interessen Baden-Württembergs einzusetzen. Dieser warf den Grünen vor, eine „Phantomdebatte“ zu führen. Dass die baden-württembergischen Interessen berücksichtigt werden müssten, sei klar. Es sei aber unangebracht, in ein „ritualisiertes Kampfgeschrei“ auszubrechen. „Ich bin dafür, Baden-Württemberg nicht zu isolieren, sondern mit unseren Partnern gemeinsame Lösungen zu suchen.“

Auf Strom aus dem Norden angewiesen

Geht es nach Bayern, soll die bisher geplante Trasse nicht ins unterfränkische Grafenrheinfeld führen und von dort weiterverteilt werden, sondern direkt nach Baden-Württemberg - mit einem Zweig ins bayerisch-schwäbische Gundremmingen. Dabei soll die Trasse über Kupferzell/Großgartach (Kreis Heilbronn) geführt werden. Die Trassen von Norden nach Süden sind nötig, weil in Baden-Württemberg und Bayern Atomkraftwerke abgeschaltet werden und die beiden Länder dann auf Stromzulieferungen aus dem windreichen Norden angewiesen sind.

CDU-Energieexperte Nemeth erinnerte die grün-rote Landesregierung daran, dass die Entscheidungen zum Trassenverlauf in Berlin getroffen würden, auch im SPD-geführten Wirtschafts- und Energieministerium. „Also kümmern Sie sich drum“, rief er an die Adresse der SPD. Der SPD-Landtagsabgeordnete Johannes Stober warf CDU-Fraktionschef Wolf vor, sich nicht klar zur Trasse zu äußern.

FDP-Energieexperte Andreas Glück forderte Wolf auf, nach Bayern zu fahren und sich bei der Schwesterpartei CSU und Regierungschef Seehofer für den bisher geplanten Trassenverlauf einzusetzen.