Der 28-jährige Student Simon Weißenfels aus Süßen hat der Landtags-Nachrückerin Jutta Schiller, die Kandidatur für die Landtagswahl streitig gemacht.

Region: Corinna Meinke (com)

Wangen - Der Student Simon Weißenfels aus Süßen wird die CDU im Wahlkreis Göppingen in den Landtagswahlkampf führen. Der wordgewandte 28-Jährige setzte sich bei der CDU-Nominierungsversammlung in der Gemeindehalle Wangen mit dem deutlichen Abstand von 108 zu 70 Stimmen gegen die 52-jährige Göppinger Sozialpolitikerin Jutta Schiller durch, die vor einem Jahr als Nachrückerin für den langjährigen CDU-Abgeordneten Dietrich Birk in den Landtag eingezogen war. Zum Zweitkandidaten wurde Axel Raisch aus Eislingen gewählt, der bekannt wurde mit Aussagen gegen Abtreibung.

 

Entscheidung ohne Personaldebatte

Die Erwartungen des Präsidiums auf eine besonders hohe Mitgliederbeteiligung an dem richtungsweisenden Wahlabend gut ein Jahr vor der bevorstehenden Landtagswahl erfüllten sich indes nicht. Lediglich 178 von insgesamt 674 Frauen und Männer mit CDU-Parteibuch im Wahlkreis Göppingen hatten den Weg nach Wangen gefunden, obwohl das Duell zwischen der Sozialpolitikerin Schiller und dem Kritiker einer Frauenquote für Dax-Unternehmen, Weißenfels, einen spannungsreichen Abend versprochen hatte. Immerhin, das Votum der Mitglieder war schlussendlich eindeutig: Nach Verzicht auf eine Personaldebatte bekam Simon Weißenfels, der Mitverfasser der inzwischen zurückgezogenen sogenannten Eislinger Erklärung 108 Stimmen, während die ehrenamtliche Kreisbehindertenbeauftragte Jutta Schiller lediglich 70 Anwesende überzeugte. In der Eislinger Erklärung hatten vor fünf Jahren Mitglieder der Jungen Union gegen die Merkel-CDU, gleichgeschlechtliche Partnerschaften und gegen die Islamisierung gewettert.

Kämpferische Töne im Wahlkampffieber

Am Ende des Abends war die Kreisvorsitzende Nicole Razavi erleichtert, weil der Blutdruck der Mitglieder nicht zu sehr in die Höhe geschossen sei, obwohl „wir alle im Wahlkampffieber sind“. Man wolle die beiden CDU-Direktmandate im Wahlkreis verteidigen und mit der Abwahl von Grün-Rot 2016 wieder zurück an die Macht im Land gelangen. Kämpferische Töne hatten auch beide Bewerber um das Landtagsmandat angeschlagen. Jutta Schiller empfahl sich als Teamplayerin, die dank langjähriger beruflicher und ehrenamtlicher Erfahrungen im Kreis mitten im Leben stehe. In ihrer Abrechnung mit der grün-roten Landesregierung begaben sich beide Bewerber auf einen Parforceritt durch die landespolitische Themenvielfalt.

Beide forderten beim Thema Bildung die Erhaltung der Realschulen, Weißenfels geißelte den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung als Gleichmacherei, und Jutta Schiller ergänzte, die ungerechte finanzielle Bevorzugung der Gemeinschaftsschule müsse aufhören. Während Schiller für ihre Kritik an den Schnitzern bei der Polizeireform, für den geforderten Breitbandausbau, mehr Wirtschafts- und Tourismusförderung Beifall erhielt, punktete Weißenfels mit der Forderung nach einem eigenständigen Wirtschaftsministerium.

Beklatscht wurde auch die Kritik des Kreisvorsitzende der Jungen Union an der geplanten personellen Schwächung des Verfassungsschutzes durch die Landesgrünen und die Aussage, das Asylrecht sei nicht dazu da, damit Schlepperbanden den Menschen im Kosovo eine bessere Zukunft in Deutschland versprächen.

Am mangelnden Stallgeruch kann es nicht gelegen haben, dass Jutta Schiller bei ihrer Bewerbung als Landtagskandidatin von den CDU-Mitgliedern im Wahlkreis Göppingen derart deutlich abgestraft worden ist. Die jahrzehntelange Ochsentour der Sozialpolitikerin durch die Partei als Schatzmeisterin, Schriftführerin und Büroleiterin haben ihr nichts genutzt. Schiller blieb zu lange im Hintergrund, und die männerdominierten Christdemokraten haben klar gemacht, dass Schillers Meriten in der Sozialarbeit im Kreisbehindertenring und für die Abendrealschule nicht gewürdigt werden.

Fleiß und Bescheidenheit genießen keinen hohen Stellenwert

Schillers Stärken wie Fleiß und Bescheidenheit haben sich angesichts des Mitgliedervotums als ihre Schwächen erwiesen. Entlarvend sind verharmlosende Charakterisierungen, wie sie die 52-Jährige oft hörte: Sie sei die Frau mit dem Herzen am rechten Fleck und ein unheimlich netter Kerl, Eigenschaften, die im politischen Geschäft keinen hohen Stellenwert genießen.

Der Preis für die CDU ist jetzt ein Rechtsruck

Die CDU-Basis hat ihrer Sehnsucht nach einem angriffslustigen, zupackenden Politikercharakter Ausdruck verliehen. Der Preis dafür ist ein Rechtsruck, und das ist die Richtung, in die der stramme Merkelkritiker Weißenfels mit seinem Zweitkandidaten Axel Raisch gegen die „Ex-Steinewerfer und Ex-Terroristen“ (O-Ton Raisch) von Grün-Rot zu Feld zieht. Gewonnen hat Weißenfels auch wegen eines zusätzlichen Birk-Bonus’, denn manches Mitglied fühlte sich angesichts der Jugendlichkeit des Politittalents sicher an die erste Nominierung des beliebten Göppinger CDU-Abgeordneten Dietrich Birk erinner

Kommentar: Der „nette Kerl“ hat keine Chance

Männerdominanz: Jutta Schillers Bescheidenheit ist ihr zum Verhängnis geworden, meint STZ-Redakteurin Corinna Meinke

Am mangelnden Stallgeruch kann es nicht gelegen haben, dass Jutta Schiller bei ihrer Bewerbung als Landtagskandidatin von den CDU-Mitgliedern im Wahlkreis Göppingen derart deutlich abgestraft worden ist. Die jahrzehntelange Ochsentour der Sozialpolitikerin durch die Partei als Schatzmeisterin, Schriftführerin und Büroleiterin haben ihr nichts genutzt. Schiller blieb zu lange im Hintergrund, und die männerdominierten Christdemokraten haben klar gemacht, dass Schillers Meriten in der Sozialarbeit im Kreisbehindertenring und für die Abendrealschule nicht gewürdigt werden.

Fleiß und Bescheidenheit genießen keinen hohen Stellenwert

Schillers Stärken wie Fleiß und Bescheidenheit haben sich angesichts des Mitgliedervotums als ihre Schwächen erwiesen. Entlarvend sind verharmlosende Charakterisierungen, wie sie die 52-Jährige oft hörte: Sie sei die Frau mit dem Herzen am rechten Fleck und ein unheimlich netter Kerl, Eigenschaften, die im politischen Geschäft keinen hohen Stellenwert genießen.

Der Preis für die CDU ist jetzt ein Rechtsruck

Die CDU-Basis hat ihrer Sehnsucht nach einem angriffslustigen, zupackenden Politikercharakter Ausdruck verliehen. Der Preis dafür ist ein Rechtsruck, und das ist die Richtung, in die der stramme Merkelkritiker Weißenfels mit seinem Zweitkandidaten Axel Raisch gegen die „Ex-Steinewerfer und Ex-Terroristen“ (O-Ton Raisch) von Grün-Rot zu Feld zieht. Gewonnen hat Weißenfels auch wegen eines zusätzlichen Birk-Bonus’, denn manches Mitglied fühlte sich angesichts der Jugendlichkeit des Politittalents sicher an die erste Nominierung des beliebten Göppinger CDU-Abgeordneten Dietrich Birk erinnert.