Fremdwörter, Fachbegriffe und lange Sätze machen eine Rede schwer verständlich. Sprachforscher haben nun Parlamentsreden untersucht und den verständlichsten Bundestagsauftritt gekürt.

Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim haben die Verständlichkeit von fast 100 Bundestagsreden aus der Haushaltsdebatte vom September 2023 untersucht. Die am Dienstag in Stuttgart vorgestellte Studie ergab, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der traditionell besonders beachteten Aussprache über den Etat „formal etwas verständlicher“ als Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) sprach. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) habe bei der Debatte über die Finanzplanung ihres Ministeriums "die formal verständlichste Rede abgeliefert".

 

Verständlichkeitshürden seien beispielsweise Fremdwörter, Fachwörter, Anglizismen und lange Sätze. Untersucht wurden 96 Reden, verschriftlicht von den Stenografen des Bundestages. Dabei schauten die Experten auf formale Kriterien wie die durchschnittliche Satz- oder Wortlänge. Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider sagte zur Frage, ob man gesprochene Reden als verschriftliche Reden überhaupt analysieren und vergleichen könne: "Das ist der Preis, den wir als Wissenschaftler zahlen: Wir erfassen nicht die gesamte Güte einer Rede - nur die formale Verständlichkeit." Die Anregung zu der wissenschaftlichen Untersuchung hatte die Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks gegeben.