Anwohner hatten in der Vergangenheit auf den instabilen Untergrund unter dem Untertürkheimer Lindenschulviertel hingewiesen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Bahn beim Tunnelbau im Neckartal mit zuviel Wasser zu kämpfen hat.
Stuttgart - Auch zwei Tage nach dem Wassereinbruch in einen Tunnel für Stuttgart 21 unter dem Stadtbezirk Untertürkheim sucht die Bahn noch nach den Ursachen. Immerhin wurde ein Teil des gesperrten Sportplatzes wieder zur Benutzung freigeben, die Albert-Dulk-Straße blieb aber gesperrt. Seit Samstagabend läuft Grundwasser in eine Tunnelröhre. Der Weiterbau der Röhre, durch die einmal Züge Richtung City fahren, ist gestoppt.
Wasser wird in Kanalisation gepumpt
Bis zu zehn Liter pro Sekunde dringen in die Röhre ein, das Wasser stehe knöcheltief, sagt ein Sprecher der Bahn-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm. Dieses Wasser wird – wie auch das beim Bau anfallende Wasser – abgepumpt und in die öffentliche Kanalisation eingeleitet. Die Situation in der Röhre sei aber „stabil“. Am Montag begannen Fachleute, mit Bohrungen im Bereich des Sportplatzes nach Ursachen zu forschen. Mit weiteren Sondierungen suchte man entlang der Albert-Dulk-Straße nach Hohlräumen, die das abfließende Wasser womöglich hinterlassen haben könnte. Auf einen solchen stießen sie im Lauf des Montagnachmittags. Wie groß er ist, konnte die Bahn zunächst nicht sagen.Immer wieder hatten in der Vergangenheit Anwohner des Untertürkheimer Lindenschulviertels Befürchtungen geäußert, dass die Untertunnelung ihrer Häuser Gefahren berge. Sie verwiesen darauf, dass der Untergrund sich aus ihrer Sicht nur sehr bedingt für den Tunnelbau eignen würde.
Anwohner haben vor diesen Gefahren gewarnt
Die Anwohner wiesen mehrfach darauf hin, dass an dieser Stelle einstmals der Neckar floss und das ehemalige Flussbett lediglich aufgeschüttet worden war. Ende Juli machte die Bahn publik, dass sie in diesem Bereich ihr Erkundungsprogramm ausdehnt. Dabei wird mit Bohrungen sondiert, welche Gesteinsformationen die Tunnelbauer erwarten. Begründet wurde die Ausweitung damit, „dass die Dichte der Aufschlussbohrungen nicht ausreichend war“. Damit reagierte die Bahn auf Erfahrungen, die sie beim Bau der ersten Tunnelröhre gemacht hat und die sich bei der Zweiten nicht wiederholen sollten. Es „können vergleichbare Wasserzutritte gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem im Internet veröffentlichten Dokument. Vom Erkundungsprogramm erhoffte sich die Bahn „spezifischere Informationen und Erkenntnisse über die wasserführenden Schichten zu erhalten. Da die Überdeckung in Richtung Obertürkheim stetig geringer wird, werden auch hier grundwasserführende Schichten durchfahren“, erklärt ein Projektsprecher.
Bahn musste schon einmal umplanen
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bahn Probleme beim Tunnelbau im Neckartal hat. Im Februar 2015 musste sie die ursprünglichen Pläne ändern und eine neue Genehmigung für einen Tunnelabschnitt bei Wangen einholen. Die Röhren sollten anders als geplant gebaut werden und bis zu vier Meter tiefer liegen, als im Entwurf vorgesehen. Der Grund für die Änderungen: Als die Bahn den Zugangsschacht zur eigentlichen Tunnelbaustelle aushob, stießen die Mineure auf deutlich mehr Grundwasser als prognostiziert. Die Genehmigungsbehörden gaben im Mai 2015 den geänderten Plänen ihren Segen. Der Tunnel zwischen dem Hauptbahnhof sowie Ober- und Untertürkheim war der erste, der für Stuttgart 21 in Angriff genommen wurde. Der Baubeginn war im Dezember 2013. Damals wurde mit dem Herstellen eines vertikalen Zugangsschachtes begonnen, der in einem horizontalen Stollen mündet, von dessen Ende aus je zwei Röhren Richtung Innenstadt und Ober-/Untertürkheim vorgetrieben werden.