Die Arbeiten für Stuttgart 21 und den U 12-Tunnel schreiten voran – und sie haben Auswirkungen auf die Bürger. Im Dezember werden am Arnulf-Klett-Platz erneut Fahrbahnen verschoben. Für Menschen mit Behinderung wird Bahnfahren wieder ein Stück angenehmer.

Stuttgart - Oben wird weiter abgerissen und Platz für Baugruben geschaffen, unter der Erde wühlen sich die Bagger kontinuierlich voran: Die Arbeiten an Stuttgart 21 hinterlassen immer deutlichere Spuren im Stadtgebiet, sowohl rund um den Hauptbahnhof selbst als auch in den Stadtbezirken wie etwa in Feuerbach oder Wangen, wo bald von einem 30 Meter tiefen Schacht aus mit dem eigentlichen Tunnelbau in Richtung Bahnhof begonnen wird. „Was jahrelang geplant wurde, nimmt endlich Konturen an“, sagt Projektsprecher Wolfgang Dietrich.

 

Als jüngste Baustelle hat die Bahn nun den Bereich um das künftige Einfahrtsportal des knapp zehn Kilometer langen Fildertunnels in Betrieb genommen, dem bisher noch ein Wohnhaus im Weg stand. Nach jahrelanger juristischer Auseinandersetzung kann die Bahn das Gebäude in der Sängerstraße 4 nun abreißen, womit die beauftragte Abbruchfirma in dieser Woche begonnen hat. Der letzte verbliebene Wohnungseigentümer, ein pensionierter Berufsschullehrer, musste seine Wohnung nach erfolglosen Klagen auf Anordnung des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim am Wahlsonntag verlassen.

Das Logistiksystem wird stufenweise in Betrieb genommen

Gleichzeitig hat die Bahn damit begonnen, die Baulogistikstraßen einzurichten, über die letztlich der Aushub abtransportiert werden soll, der beispielsweise beim Bau des Fildertunnels anfällt. Im Bereich des Nordbahnhofs wird dazu derzeit eine Verladeeinrichtung für den Massenumschlag eingerichtet, um Erde und Geröll mit Güterzügen aus Stuttgart abfahren zu können. Das Logistiksystem werde stufenweise in Betrieb genommen, so ein Sprecher. Aktuell sei bereits erfolgreich getestet worden, wie der Aushub beim Bau des Tunnels nach Bad Cannstatt mit Zügen abtransportiert werden kann.

Unter der Heilbronner Straße im Bereich der neuen Bibliothek am Mailänder Platz ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) derweil damit beschäftigt, die beiden Röhren für die Stadtbahnlinie U 12 weiter zu treiben. In Richtung Hauptbahnhof sind die Mineure nach dem Tunnelanschlag Mitte Juli 20 Meter tief im Berg, im zweiten Stollen hat der Bagger 34 Meter zurückgelegt. Etwa ein Dreivierteljahr hat die SSB veranschlagt, bis die Tunnelbauer bei der Baugrube am Arnulf-Klett-Platz ankommen, über die der Anschluss an die Bestandsstrecke der Stadtbahn erfolgt. Weil die dafür notwendigen Baugruben an der Heilbronner Straße später als geplant eingerichtet werden konnten, liege man im Zeitplan zurück, so Bernd Schröder vom Stuttgarter Tiefbauamt. Die komplette Inbetriebnahme der U-12-Röhren sowie der verlegten Stadtbahntunnel zwischen Hauptbahnhof und der Türlenstraße werde sich nun wohl bis Anfang 2016 ziehen. Ursprünglich war eine Fertigstellung im Jahr 2015 geplant.

Fahrspuren auf der Heilbronner Straße werden verschoben

Um die Baugruben einrichten zu können, über die der Anschluss der neuen Tunnel an die Bestandsstrecke erfolgen soll, wurden die Fahrbahnen auf der Heilbronner Straße in diesem Jahr bereits zweimal verschoben – im Dezember folgt nun der dritte große Eingriff in den Kreuzungsbereich. Dabei ist vorgesehen, die restlichen beiden stadteinwärts führenden Fahrspuren in Richtung Bahnhof zu verschieben, um so Platz für die Baufelder vor der alten Bahndirektion zu schaffen.

Bereits fertig gestellt ist der Rohbau des Technikgebäudes vor dem Hauptbahnhof am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz, weshalb nach Angaben der Bahn demnächst auch der seit Baubeginn gesperrte Nordausgang am Bonatzbau wieder geöffnet werden soll. Damit würde der Umweg über den Pariser Platz und Gleis eins wieder entfallen, den seither vor allem mobilitätseingeschränkte Menschen in Kauf nehmen müssen.