Mehrere tausend Menschen haben am Montag erneut gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 demonstriert.

Stuttgart - Mehr als 30.000 Menschen haben am Montagabend nach Angaben der Veranstalter bei der 47. Montagsdemonstration im Schlossgarten gegen Stuttgart 21 protestiert. Die Polizei sprach von 10.000 Teilnehmern.

Die protestierenden Bürger erfuhren königliche Unterstützung: Ihre Majestät, "Katharina von Württemberg" war mit einer Kutsche im Park vorgefahren, um gegen die Zerstörung des von ihr mitgegründeten Schlossgartens zu protestieren. Sie fühle sich durch die zerstörerischen Vorkommnisse in ihrer Ruhe in der Grabkapelle auf dem Rotenberg gestört, erklärte die Zarentochter und Gründerin des Katharinenhospitals. Sie wünschte den demokratischen Nachfahren ihrer Untertanen Mut und Kraft im Kampf gegen "die Kräfte, die den Nordflügel abgerissen haben und die den Kopfbahnhof bewusst verrotten lassen".

Auch der bürgerliche Protest ging nach dieser schauspielerischen Einlage unter dem Motto "sofort Baustopp, dann Gespräche" weiter. "Die "alternativlose Planung von Stuttgart 21 ist ein unverantwortlicher Städtebau", kritisierte der Architekt Engelbert Rolli. Die bloße Machbarkeit und die Aussicht auf Rendite seien keine ausreichenden Entscheidungsgrundlagen. Stattdessen müssten städtebauliche Ziele erarbeitet und alle Alternativen geprüft werden. Selbst nach 20 Jahren und 460 Millionen Euro Planungskosten sei das Schienenprojekt nicht baureif. Allein für die Neubaustrecke nach Ulm fehlten noch 6000 Grundstücke. Den geplanten "Halbtiefbahnhof" bezeichnete Rolli als "acht Meter hohen störenden Wall", der quer zu den Grundwasserströmen in der Innenstadt liege. Es bestehe "die Gefahr, dass dieser Baukörper überflutet wird oder aufschwimmt".

Im Anschluss an die Montagsdemo zogen laut Polizei rund 2000 Projektgegner zur Liederhalle, klopften an die Scheiben, äußerten lautstark ihren Unmut, blockierten die Tiefgaragenausfahrt und haben laut Polizei Beamte und Besucher beleidigt. In Frankfurt/Main gab es am Montagabend die erste Solidaritätskundgebung gegen S 21.