Unvorstellbar ist dies heute und wäre mit hohen Risiken für die Gesundheit verbunden: Einst konnte man im Neckar und im Max-Eyth-See schwimmen. Unser Stuttgart-Album erinnert an Badeorte von früher.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wenn der Sommer aufdreht wie jetzt, wollen die Menschen abtauchen ins kühle Nass. Stuttgart liegt nicht am Meer und ist mit Badeseen nicht gesegnet. Einzigartige Mineralquellen aber gibt es bei uns  - und einen Neckar, in den man früher springen konnte. Früher konnte man auch noch im Max-Eyth-See schwimmen. Nicht erst seit dem großen Fischsterben vom vergangenen Jahr kommt niemand mehr auf die Idee.

 

1935, als der Max-Eyth-See direkt am Neckar  als Stausee angelegt worden ist, idyllisch am Fuße von Weinbergen zwischen Mühlhausen und Hofen platziert, hat man ein Strandbad mit Ausflugslokal, abgetrennten Badebereichen, Umkleidekabinen und Sprungtürmen dazu gebaut. Seit 1978  ist das Baden in dem nach dem 1906 verstorbenen Ingenieur und Schriftsteller Max Eyth benannten See streng verboten. Auch mit einem Sprung in die Bärenseen ist nix drin. 

Der Schwimmverein trainierte im Neckar

Noch in den 1950ern ist im Neckar gebadet worden. Der Kanal des Wasserkraftwerks Untertürkheim etwa diente als Schwimmbecken, Heute braucht man ein stabiles Immunsystem, um den Fluss ohne Darmleiden zu verlassen. Als der Schwimmverein von Bad Cannstatt 1898 gegründet worden ist, gingen die Mitglieder zum Trainieren in kein Bad – damals war es normal, in den Neckar zu springen.  Geografisch mag es richtig sein, dass Stuttgart am Neckar liegt. Vom Gefühl aber hat sich der Fluss weit von der Stadt entfernt. In den 1920er Jahren führte ein Steg in den Neckar. Auf dem Foto aus dieser Zeit sieht man, wie dünn alle Kinder am Ufer sind – Hamburger und Pommes standen nicht auf ihrem Speiseplan.

Bikini-Mode in den 1990ern, von „Baywatch“ beeinflusst

Von Isolde Arleiden haben wir eine Aufnahme aus den 1920er Jahren bekommen. Darauf ist das Feuerbacher Freibad zu sehen, aus dem  im Jahr 1939 das Höhenfreibad Killesberg wurde. Keiner schwimmt auf diesem Bild, alle schauen in die Kamera. Frau Arleiden schreibt dazu: „Ich habe in diesem Bädle schwimmen gelernt. Schillerhöhe hat damals niemand gesagt. Es war für uns Feuerbächer einfach das Luftbad. Da war ein hoher Bretterzaun, und die Jungen haben durch die Astlöcher nach den Frauen geschaut. Es waren die Kleinigkeiten, an denen wir Spaß hatten, ob es nun ein kleines Bädle war oder ein paar Astlöcher.“

Schon immer konnte man in einem Freibad nicht nur schwimmen, sondern auch staunen. In den 1990ern waren Bikinis mit möglichst hohem Beinauschnitt beliebt - „Baywatch“ sei Dank. Frauen wollten möglichst lange Beine zeigen, weshalb ihre Bikinihöschen die spezielle Form bekamen. Dies verstand man damals unter sexy.

Zum Nacktbaden über den Zaun geklettert

Noch weniger trugen Besucherinnen und Besucher, die nachts über den Zaun des  Vaihinger Freibads Rosental kletterten zum Nacktbaden und holten sich damit einen besonderen Kick. 

Einst  hatten Badefans ein besonderes Ziel: Im obersten Stockwerb betrieb das Kaufhaus Breuninger von 1972 bis 1988 ein Mineralbad, dem viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter  trotz der gehobenen Preise noch immer nachtrauern. Man konnte nach dem Schwimmen im 25-Meter-Becken auf der Dachterrasse auf Liegestühlen oder gar in einem Strandkorb relaxen – mit Blick auf den Tagblatt-Turm.

Stuttgarts erster Skybeach

Mama probierte ungestört Hunderte von Schuhen an, während Papa mit den Kindern im selben Gebäude für das Schwimmabzeichen Seepferdchen trainierte. Durch Zufall waren Arbeiter beim Ausheben der Baugrube für den Breuninger-Markt am Marktplatz 1971 auf eine Quelle gestoßen. Da es sich um eine mineralhaltige Schüttung handelte, überlegte der Firmenchef Heinz Breuninger nicht lange und ließ das Mineralbecken mit Sauna und Freibereich bauen. Hier befand sich Stuttgarts erster Skybeach.

Diskutieren Sie mit unter www.facebook.com/Album.Stuttgart.