Die Landeshauptstadt Stuttgart verkauft Baugrund zum Höchstpreis. Aber warum eigentlich?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Ist es schon Sozialismus, wenn Städte und Gemeinden ihre Bauplätze für Einfamilienhäuser nicht zum Höchstgebot verkaufen, sondern zum Festpreis und nach sozialen Kriterien? Wohl kaum. Schließlich ist die Umverteilung eine der ureigensten Aufgaben von Politik. Die Gemeinderäte, die für die Vergabe städtischer Baugrundstücke umfangreiche Kriterienkataloge aufstellen, um gezielt steuern zu können, wer bei ihnen einzieht, tun also nichts Unrechtes. Die Frage ist vielmehr, warum die Stadt Stuttgart dies nicht tut.

 

Preisdämpfende Wirkung möglich

Gewiss, von einem günstigeren Grundstückspreis profitieren keine Bedürftigen, sondern Mittelschichtfamilien. Einigermaßen solvent muss man schon sein, um sich den Traum vom Eigenheim erfüllen zu können, zumal in Stuttgart, wo sich der Quadratmeterpreis auch ohne Bieterwettstreit in vierstelliger Höhe bewegt. Doch ein Grund, sich quasi in sein Schicksal zu fügen und auf jede Familienförderung zu verzichten, ist das nicht. Zudem, das zeigt sich in anderen Kommunen, kann es auch auf den sehr viel größeren privaten Grundstücksmarkt preisdämpfend wirken, wenn die Stadt ihr Bauland zu einem moderaten Festpreis anbietet.

Wegzug in Speckgürtel verhindern

Für die Bekämpfung der Wohnungsnot ist das Segment der Einfamilien- und Doppelhäuser nur ein Nebenkriegsschauplatz. Für eine Stadtgesellschaft ist es aber schon entscheidend, dass sich Familien solche Wünsche erfüllen können. Wenn dazu nur noch die absoluten Topverdiener in der Lage sind und alle übrigen bestenfalls in den Speckgürtel abgedrängt werden, dann ist das keine gute Entwicklung. Baden-Württemberg ist das Land der Häuslebauer, Stuttgart ist dessen Hauptstadt. Da sollte man sich schon mehr einfallen lassen.