Wir reisen ja nicht wegen des guten Essens nach England. Ebenso wenig kommen Engländer wegen der Bratwurst nach Deutschland, sondern wegen der revolving elevators. Das hat StZ-Redakteurin Christine Bilger beim Lesen der Zeitung The Guardian herausgefunden.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Mal ehrlich, warum reisen wir nach England? Des schönen Wetters wegen oder der guten Küche? Wegen der Herausforderung, ein Kraftfahrzeug auf der falschen (ja, liebe Engländer, der falschen!) Straßenseite zu steuern?

 

Nein. Wir reisen so gern ins perfide Albion, weil es immer auch einer kleinen Zeitreise gleicht. Bei einem Besuch machte das ein Mitreisender deutlich, der im Flugzeug rief: „In Kürze erreichen wir England: Denkt auch an die Zeitumstellung, bitte alle Uhren um 800 Jahre zurückstellen!“ Wir lieben die knubbeligen Taxis auf Londons Straßen ebenso wie die hartnäckige Weigerung, Doppelverglasung und Mischbatterien als technische Errungenschaft endlich zu akzeptieren.

Nun hat die englische Tageszeitung The Guardian den Spieß umgedreht – und einen Bericht über die Deutschen, genauer gesagt the Stuttgarters, veröffentlicht, die, so das Blatt, „durchdrehen“ – so in etwa lässt es sich übersetzen, wenn der Guardian schreibt „Germans are loopy“. Was besonders witzig ist, wenn man jetzt kombiniert, dass loop eine Runde heißt und es in dem Artikel mit der nicht minder wortwitzigen Überschrift „Lovin’ their elevator“ um den heiß geliebten Paternoster geht.

Der Reporter hat sich mit „Stuttgart’s deputy mayor Wolfgang Wölfle“ unterhalten, der lautstark (vociferously) für den Erhalt gekämpft habe. Gemeint ist der Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle, der ein glühender Kämpfer für den Weiterbetrieb der unlängst von der Schließung bedrohten Umlaufaufzüge (revolving elevators) ist. Und erfahren, dass die vorübergehende Stilllegung die Arbeit im Rathaus „considerably“ verlangsamt habe.