Die Jüdischen Kulturwochen vom 25. Oktober bis 14. November in Stuttgart bieten 30 Veranstaltungen aller Sparten unter dem Motto „Jüdisches Leben in Deutschland: 1700 Jahre und wie weiter?“

Stuttgart - Sie sind Tradition in der Landeshauptstadt. Zum 18. Mal veranstaltet die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) die Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart. 30 Veranstaltungen und Ausstellungen zwischen 25. Oktober bis 14. November enthält das Programm zu Themen aus Literatur, Kulturgeschichte, Geschichte, Theater, Religion, Film und Musik. „Nach einer kulturell entbehrungsreichen Zeit ist die Aussicht gut, dass alle Veranstaltungen wie geplant coronakonform mit 3-G-Nachweis stattfinden können“, freut sich Barbara Traub, IRGW-Vorstandsvorsitzende. Wegen der Pandemie mussten vergangenes Jahr kurzfristig alle Präsenzevents abgesagt werden. Nur einige wenige konnten als Online-Formate stattfinden, so Traub.

 

Jüdische Sicht auf Epidemien

In diesem Jahr sei das Symposium „Judentum in Zeiten der Pandemien“ als Hybridformat aus Präsenz und Livestream geplant – am 4. November im Haus der Geschichte. Dort wird neben den Fachhistorikern Robert Jütte und Iris Ritzmann Rabbiner Joel Berger die Jüdische Sicht auf Epidemien darstellen, während Medizinhistoriker Kay-Peter Jankrift „einem Verschwörungsmythos auf der Spur“ ist: „Lepra als Vorwand mittelalterlicher Pogrome“.

Das Kulturwochen-Motto „Jüdisches Leben in Deutschland: 1700 Jahre und wie weiter?“ greife das bundesweite Themenjahr auf. „Wir wollen in die Zukunft blicken mit drei Aspekten“, so Traub. „Wie gestaltet sich jüdisches Leben in Deutschland heute? Welche Perspektiven bieten sich trotz wachsender Polarisierung der Gesellschaft und dem sich verbreitendem Antisemitismus? Welche Auswirkungen hat die Coronapandemie?“ In den Planungen, die auch Vorstandskollegin Susanne Jakubowksi verantwortet, würde stets Aktuelles aufgegriffen. „Antisemitismus spielte bei den ersten Kulturwochen kaum eine Rolle, da ging es ums Angekommensein, wie lebendig jüdisches Leben hier ist“, meint Traub. Doch Kultur habe im Judentum immer eine wichtige Rolle gespielt.

Lesungen, Ausstellungen, Musik

Entsprechend viel ist zu entdecken: neben Lesungen, etwa im Literaturhaus, Ausstellungen, wie die über zwei jüdische Architekten im Stadtarchiv, Führungen und Auftritten – Ernst Konarek sinniert im Theater der Altstadt über den jüdischen Witz – unter anderem viel Musik. Das Spektrum reicht vom Klezmerkonzert der Ginzburg-Dynastie und einem Synagogenkonzert mit dem Frankfurter Kantor Yoni Rose über das Gesprächskonzert „Saitenwechsel“ mit Schülerinnen und Schülern der Musikschule Stuttgart bis zum Afterwork-Konzert von DJ Sivan Neumann im Kulturwerk Ost. „Wir sind erstmals im Stuttgarter Osten.“

Auch das Konzert der Preisträgerinnen und Preisträger des Karl-Adler-Musikwettbewerbs der IRGW findet wieder statt. Diesmal nicht in Kombination mit dem Jazzkonzert von Ningun, die Gruppe spielt ohne Preisträger. „Das war nicht möglich. Die Preis-Bewerbungen fanden per Video statt.“ Live spricht indes bei der Eröffnung am 25. Oktober im Hospitalhof Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. Thema: Die Perspektiven jüdischen Lebens in Deutschland.