Die seltene Blüte der Titanwurz hat in der Nacht zum Mittwoch etliche Besucher in die Wilhelma gelockt. Für Kurzentschlossene gibt es noch eine kleine Chance, die stinkende Blüte zu sehen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Wer noch einen Blick auf die Titanwurz im Schmetterlingshaus der Wilhelma werfen will, muss sich beeilen. „Noch steht die Blüte“, sagt Harald Knitter, der Sprecher des zoologisch-botanischen Gartens am Mittwochmorgen. Die Botaniker würden allerdings schon prophezeien, dass das Naturschauspiel nicht mehr lange anhalten werde: „Am Mittag, allerspätestens am Nachmittag wird die Blüte dann zusammenfallen“, zitiert Knitter die Experten. Die bangen um das Leben der Pflanze. Sie könnte sich zu Tode blühen, sagt Björn Schäfer, der Fachbereichsleiter Botanik der Wilhelma. „Sie verausgabt sich gerade enorm“, schildert er am Mittwoch. Kurz nach neun habe die Pflanze eine Temperatur von 27,8 Grad gehabt, „sie heizt noch mal richtig auf“, so Schäfer. Mit der Temperatur und ihrem Gestank, der an Tierkadaver erinnert, lockt die Titanwurz Insekten zur Bestäubung an ihre Blüte. In der Nacht hatte sie wahre Fieberwerte: Mehr als 39 Grad wurden gemessen.

 

In der Nacht stehen die Botanikfans stundenlang Schlange

Hunderte Botanikfans setzten sich am Dienstag und in der Nacht freiwillig dem Gestank der Pflanze aus, die aus einer Knolle emporwächst. Nur alle paar Jahre kann die Wilhelma eine Blüte der Titanwurz präsentieren, zuletzt war das 2011 möglich. Die aktuell blühende Pflanze ist eine Überraschung für die Botaniker gewesen, denn sie gilt eigentlich noch als zu jung um zu blühen. Das zeigte sich auch an ihrer Größe: Lediglich 1,25 misst die stinkende Schönheit. Wegen dieser Maße erhielt sie den Spitznamen Alberich – wie der Zwergenkönig.

Die Wilhelma hatte am Dienstag bis 24 Uhr geöffnet. Die Besucher nahmen Wartezeiten von mehr als einer Stunde in Kauf, um in der Schlange zu stehen für einen Blick auf die Blume.

Ob Alberich den Kraftakt des Blühens übersteht, werde sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Wenn die Blüte zusammenfällt, beginnt die Ruhezeit. „Wir lassen sie dann in Ruhe eintrocknen“, schildert Schäfer. Dabei müsse sich ein Abschlussgewebe bilden, das die Knolle schützt, aus der die Pflanze wächst. „Wenn das nicht entsteht, verfault sie“, sagt der Biologe. Schon die Größe und das Gewicht der Knolle nach dem Ausgraben würden verraten, ob Alberich durchkommt: Mit elf Kilogramm war sie ein Fliegengewicht unter den Insekten anlockenden Titanwurzen. „Wir werden sehen, was davon übrig ist, wie viel Energie sie verbraucht hat“, so Schäfer.