Coronavirus in Baden-Württemberg So bereitet sich Stuttgart auf die ersten Fälle vor

Der Stuttgarter Ärztesprecher Markus Klett rechnet in nächster Zeit mit vollen Hausarztpraxen wegen des Coronavirus. Schließlich kehren die Italienurlauber zurück nach Hause. Wer keine Symptome aufweist, kann sich beim Hausarzt auf Covid-19 testen lassen.
Stuttgart - Angesichts der ersten Coronavirusfälle in der Region ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der erste Fall in Stuttgart gemeldet wird. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat am Mittwochmorgen mit den zuständigen Bürgermeistern und Amtsleitern konferiert. „Die Stadt trifft die erforderlichen Vorkehrungen, um besonnen auf eine Ausbreitung des Coronavirus reagieren zu können“, sagt Kuhn. Er sieht die Stadt gut gerüstet. Die Verwaltung befinde sich in „erhöhter Reaktionsbereitschaft“. Anlass zu Panik sieht man in der Stadtverwaltung keinen. „Jeder kann seinen Alltag im öffentlichen Leben derzeit normal fortsetzen“, betont der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt. Noch seien weder das öffentliche Leben noch die öffentliche Gesundheit in Stuttgart beeinträchtigt. Das Gesundheitsamt mache fortlaufend eine Risikobewertung. Das Amt sei zudem im kontinuierlichen Austausch mit den Stuttgarter Kliniken und dem Landesgesundheitsamt.
Eine Sonder-Isoliereinheit ist nicht nötig
Der Stuttgarter Ärztesprecher Markus Klett rechnet spätestens für die nächste Woche, wenn die Italienurlauber zurück sind, mit vollen Hausarztpraxen. Das werde noch eine logistische Herausforderung, schließlich müssten die Verdachtsfälle getrennt von den übrigen Patienten warten. Entsprechend wichtig sei es, darauf weist auch die Stadt hin, schon vorab am Telefon den entsprechenden Hinweis zu geben. Wer in einer vom Coronavirus betroffenen Region im Urlaub war und keine Virussymptome aufweise, könne bei seinem Hausarzt einen Abstrich machen lassen, um Sicherheit zu haben, sagt Klett. Bei Rückkehrern, die in anderen Regionen waren, sei das nicht nötig. Ausnahme: Der Arbeitgeber verlange das. „Nach zwei bis drei Tagen ist der Befund da“, so Klett. Ein Patient mit Symptomen sollte sich dagegen ans Gesundheitsamt wenden, betont er. Auch die Hausärzte würden begründete Verdachtsfälle ans Gesundheitsamt verweisen. Dann folge voraussichtlich die Verlegung in eine Klinik.
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Grundsätzlich sind alle Stuttgarter Krankenhäuser in der Lage, an Covid-19 erkrankte Personen zu behandeln. Die Ausstattung einer Sonder-Isoliereinheit, wie das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) sie hat, ist nicht nötig. „Sollte aufgrund der Schwere der Erkrankung die medizinische Notwendigkeit einer Verlegung ins Robert-Bosch-Krankenhaus bestehen, sind wir jederzeit sofort einsatzbereit“, betont eine Sprecherin des RBK. Dort sieht man sich „gut vorbereitet“ und verweist auf die bewältigten Grippewellen der Vergangenheit mit deutlich höheren Fallzahlen. Ähnlich unaufgeregt ist die Stimmung im größten Stuttgarter Krankenhaus: „Seit es die ersten Verdachtsfälle in Deutschland gibt, ist das Klinikum Stuttgart auf eine solche Situation eingestellt“, sagt der Medizinische Vorstand des Klinikums, Jan Steffen Jürgensen. Die Bestände an Schutzkleidung und Masken habe das Klinikum Stuttgart vorsorglich aufgestockt. Im Marienhospital gab es bisher vier Verdachtsfälle, alle hätten sich als negativ herausgestellt, so ein Sprecher.
Ein Chinese brauchte ein Attest für den Arbeitgeber
In die Hausarztpraxis von Markus Klett ist bisher ein Patient gekommen, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen – ein Chinese, der ein Attest für den Arbeitgeber brauchte, damit er wieder in die Firma kommen darf. „Das zeigt, wie vielschichtig das Problem ist“, sagt der Ärztesprecher. Er trägt in der Praxis keinen Mundschutz. Aber Großveranstaltungen würde er momentan meiden, sagt Klett. Nach Auskunft verschiedener Veranstalter und der Messe Stuttgart sind aktuell keine Absagen von Veranstaltungen geplant.
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