Die Landeshauptstadt reagiert mit einer umfassenden Neuordnung auf rückläufige Schülerzahlen und einen veränderten Arbeitsmarkt. Viele Lehrer sind verunsichert.

Stuttgart - Bereits im kommenden Schuljahr beginnt die Stadt mit einer umfassenden Umgestaltung ihrer beruflichen Schulen. Hintergrund sind rückläufige Schülerzahlen, ein Raumüberhang von knapp zwei Schulen und eine aufgrund des sich wandelnden Arbeitsmarktes veränderte Nachfrage. Die Stadt will neben einer räumlichen Neuordnung auch die Kompetenzen der Schulen bündeln und beginnt bei den sechs kaufmännischen Schulen: Im Herbst werden es nur noch fünf sein, denn die Kaufmännische Schule Süd wird aufgelöst, ihre Ausbildungsgänge werden anderen Standorten zugeschlagen. Mit diesem Vorhaben hat sich am Mittwoch auch der Verwaltungsausschuss fraktionsübergreifend einig gezeigt.

 

Pläne der Stadt haben bei Kollegien Ängste ausgelöst

Die Pläne hatten bei den betroffenen Schulen viel Verunsicherung und Ängste ausgelöst, da sie auch mit Personalversetzungen im größeren Umfang verbunden sind. Und die Frist für Versetzungsanträge endet eigentlich am 11. Januar, die für den Lehrerbedarf der Schulen am 19. Januar. Deshalb wurden auf Wunsch der Personalräte der kaufmännischen Schulen bereits unter dem Vorbehalt einer Gemeinderatszustimmung Personalgespräche über Versetzungswünsche geführt, Listen erstellt und mit den einzelnen Schulstandorten abgestimmt. Dabei haben die Pädagogen auch die Möglichkeit, ihre Klasse an den neuen Standort zu begleiten. Nach dem einmütigen Votum im Verwaltungsausschuss können die Schulen davon ausgehen, dass auch der Gemeinderat am Donnerstag ihrem Wunsch nach einer raschen Umstrukturierung und Planungssicherheit folgt, nämlich bereits im Herbst.

Im Herbst beginnt ein komplexes Bäumchen-wechsel-dich

Räumlich sieht das so aus: Die Kaufmännische Schule Süd wird aufgelöst, ein Teil davon bleibt zunächst in der Zellerstraße, wird aber als Außenstelle der Kaufmännischen Schule 1 (Hasenbergstraße) geführt. Später wird die Außenstelle Zellerstraße aufgelöst, die Kaufmännische Schule 1 kann ihre Außenstelle in der Reuchlinstraße aufgeben und als Erweiterung die bisher vom WG West genutzten Räume nutzen. Das WG West zieht dann in die Ludwigstraße um, wo früher die Hedwig-Dohm-Schule beheimatet war, und kann seine Außenstelle in Feuerbach aufgeben. Diese kann dann interimsweise von der Louis-Leitz-Schule als Außenstelle genutzt werden, später soll die Louis-Leitz-Schule eine Außenstelle in der Kerschensteinerschule erhalten. Im Zuge des Revirements werden die Schulen auch modernisiert. Auch die Ausbildungsgänge werden in großem Umfang neu gebündelt.

Im Verwaltungsausschuss betonte Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU), der Entwicklungsplan für die beruflichen Schulen sei „kein Sparprogramm, sondern eine Stärkung – ein Investitionsprogramm“. Sie versicherte: „Wir bemühen uns um eine zügige Umsetzung.“ Sie lobte auch die Kooperation mit dem Regierungspräsidium: „Zum Schluss lief’s gut.“

Die künftige Nutzung des Gebäudes Zellerstraße ist offen

Fred-Jürgen Stradinger (CDU) betonte: „Für uns ist wichtig, dass es keine sozialen Härten gibt.“ Auch Marita Gröger (SPD) hob hervor: „Uns war wichtig, dass wir die Betroffenen, also die Lehrer, mitnehmen.“ Grögers Frage, was mit dem leer werdenden Gebäude der Kaufmännischen Schule Süd geschehe, blieb offen. Andreas Winter (Grüne) sieht die Schulentwicklung „auf dem richtigen Weg“, auch wenn es noch viele Unwägbarkeiten gebe, etwa im Blick auf die Flüchtlinge. Eisenmann versicherte, man werde, wie von den Fraktionen gewünscht, alles nach drei Jahren evaluieren und gegebenenfalls nachsteuern.