Die Siedlergemeinschaft hat Stuttgart-Hoffeld einst aufgebaut. Seither ist der Degerlocher Teilort gewachsen. Wir sind für unsere Serie „Stuttgart von oben“ in die Geschichte des Stadtteils eingetaucht.
Hoffeld - Wer an der Hoffeldkirche vorbei in Richtung der Schrebergärten läuft, findet das Stückle der Siedlergemeinschaft mit der Siedlerhütte von Hoffeld. An diesem Tag wird vor der Siedlerhütte ein Weißwurstfrühstück veranstaltet. Der Hund von Pia hat längst Fährte aufgenommen. Pia und ihre Schwester Tabea wollen auch mitessen und mischen sich unter die Siedler. Ihr Opa ist Vorstand der Siedlergemeinschaft. „Ich finde es wichtig, dass wir uns für Hoffeld engagieren und Treffen wie dieses veranstalten“, sagt Pia.
Die Flagge zeigt die wichtigsten Orte in Stuttgart-Hoffeld
Die 17-Jährige und ihre sechs Jahre jüngere Schwester sind Teil der Jugendgruppe der Siedlergemeinschaft Hoffeld. Die Gruppe ist vor zwei Jahren gegründet worden und soll auch die Jugendlichen ins Leben des Stadtteils integrieren. „Durch die Jugendgruppe haben wir schon einiges über die Geschichte von Hoffeld erfahren“, sagt Tabea. Pia und Tabea haben dabei geholfen, die Siedlerhütte frisch anzumalen und eine neue Flagge für Hoffeld zu gestaltet, die beim Weißwurstfrühstück nicht fehlen darf. Hoch oben weht sie im Wind, der durch die Gartenanlage pfeift. Die Flagge zeigt die wichtigsten Orte in der Geschichte von Hoffeld: die Siedlerhütte mit den Schrebergärten, die Funktürme und die Hoffeldsiedlung.
Zu diesen Plätzen kennt Manfred Janle viele Geschichten. Sein Vater trug einst zur Entstehung des Stadtteils bei. Der 87-Jährige sitzt mit seiner Frau Hildegart auf einer der Bierbänke und genießt es, dass alle Hoffelder mal wieder zusammengekommen sind. Er isst erst eine Weißwurst, dann beginnt er zu erzählen. „Als die Wirtschaft 1929 am Boden war und es viele Arbeitslose gab, kam die Idee auf, diese Menschen einzusetzen, um neuen Wohnraum zu schaffen.“
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Durch Beschluss des Reichssiedlungsamts wurden Gelder zur Verfügung gestellt, damit sich Arbeitslose in Großstädten eigene Häuser bauen konnten. „Damals standen auf dem Gelände neben Degerloch nur zwei große Funktürme, die seit 1926 den ersten Rundfunkempfang in Süddeutschland ermöglicht hatten“, erzählt Manfred Janle. Heute erinnern in Hoffeld nur noch Straßennamen wie „Bei den Funktürmen“ an die einstigen Sendemasten.
Das Muster der Häuser in Stuttgart-Hoffeld war klar vorgegeben
Gelernte Schreiner, Maurer, Schmiede und Gärtner taten sich zusammen. Im März 1932 konnten etwa 100 Arbeitslose den ersten Spatenstich für ihr neues Heim setzen. Das Muster war klar vorgegeben: Doppelhäuser mit großen Gärten. „Unter diesen Arbeitern war auch mein Vater“, erzählt Manfred Janle. Die ersten beiden Häuser entstanden an der Ittinghäuser Straße. „In dem Haus meines Vaters wohnt heute noch unser Sohn“, sagt Janle.
In den darauf folgenden Jahren sollte der neue Stadtteil wachsen und gedeihen. Auf dem Gelände links von der ursprünglichen Hoffeldsiedlung an der Hoffeldstraße angrenzenden wurde weiter gebaut, so wurde im Jahr 1950 die Sprollsiedlung errichtet. Im Jahr 1972 wurde Hoffeld nach Osten hin ausgebaut, und die ersten Häuser zum Ramsbachtal hin entstanden. Noch heute zieht sich das Muster der einst von Arbeitslosen konstruierten Häuser durch die Straßen. „Hoffeld ist keilförmig angelegt entlang der Bäche Ramsbach und Weidach“, erklärt Manfred Janle.
1959 wurde der eigene Sportplatz eingeweiht
Und noch ein wichtiges Ereignis kommt ihm in den Sinn. „Im Jahr 1959 konnte in Hoffeld unser eigener Sportplatz eingeweiht werden.“ Er entstand am Rande von Hoffeld auf einer Schafswiese. „Vorher mussten wir immer zum Fußballspielen auf den Sportplatz von Degerloch fahren“, erinnert sich Manfred Janle. Der Sportverein Hoffeld organisierte viele Feste. „Er wurde zum kulturellen Zentrum der Siedlung“, sagt Janle.
„Und seit sie neu gestaltet wurde, ist das kulturelle Zentrum jetzt die Siedlerhütte“, sagt Tabea. Die Siedlerhütte diente ehemals dazu, gemeinschaftlich genutztes Düngemittel und Pflanzensamen der Siedler zu lagern. „Landwirtschaft und viele Tiere, das zeichnet die Hoffelder aus“, sagt Pia und zieht ihren Hund nah an sich heran. Ihr gefalle es hier einfach gut. Sie und ihre Schwester Tabea könnten sich durchaus vorstellen, ihr ganzes Leben in Hoffeld zu verbringen. „Falls wir später in der Nähe Arbeit finden“, fügt Tabea hinzu.
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