In Stuttgart bleibt jedes vierte Kind in der Grundschule Nichtschwimmer. Die Stadt will mit dem verstärkten Einsatz von Bäderbussen längere Schwimmzeiten erreichen. Doch es muss noch mehr passieren.

Stuttgart - Nicht erst seit der Höhlenrettung in Thailand ist klar, wie wichtig es ist, dass jedes Kind schwimmen lernt. In Stuttgart wechselt laut Staatlichem Schulamt allerdings jedes vierte Kind auf eine weiterführende Schule, ohne schwimmen zu können. Stuttgart belegt damit im Städtevergleich einen der letzten Plätze. Vom kommenden Schuljahr an sollen deshalb zu den 39 Grundschulen 15 weitere plus zwei Sonderschulen Anspruch auf einen Bäderbus erhalten.

 

Auf Anregung der Fraktionen legte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) im Schulbeirat eine entsprechende Konzeption vor. Damit sollen die Wegzeiten zum Schwimmbad verkürzt werden. Aus einer Doppelstunde, also 90 Minuten, könnte dann die Schwimmzeit von bisher 30 Minuten auf 40 verlängert werden – „mehr ist nicht rauszuholen“, so Fezer. Längerfristig müssten allerdings mehr Schwimmbäder gebaut werden, denn es fehlt auch an Schwimmflächen. Doch eine entsprechende Projektplanung könne frühestens im Jahr 2023 erfolgen.

Acht Schwimmbäder fielen wegen Sanierungen monate- bis jahrlang aus

Theoretisch können in Stuttgart zwar neun Lehrschwimmbecken und elf Schwimmbäder fürs Schulschwimmen genutzt werden. Doch praktisch fielen in den vergangenen drei Jahren aufgrund von Sanierungen acht Bäder monate- bis jahrelang aus. So ist das Lehrschwimmbecken der Ernst-Abbe-Schule in Zuffenhausen seit 2013 unbenutzbar. Dort seien Platten von der Wand gefallen, so Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts – „es ist ein Gewährleistungsfall, es zieht sich“.

In der Folge fand sanierungsbedingt allein im Schuljahr 2016/17 insgesamt an acht der 72 Grundschulen gar kein Schwimmen statt. An drei weiteren fiel es aus, weil Schwimmlehrkräfte fehlten. Thomas Schenk, der Leiter des Staatlichen Schulamts, konnte diesbezüglich nicht viel Hoffnung machen. Eine Fortbildung fürs Rettungsschwimmen habe man mangels Teilnehmern leider absagen müssen.

Zeiten der Hallenbelegung sind für Schulen „nur begrenzt verhandelbar“

Marita Gröger (SPD) forderte Schenk auf, bei den Nichtschwimmerschulen nachzuhaken. Schließlich sei Schwimmen Bestandteil des Bildungsplans. Nicole Porsch (CDU) schlug vor, statt einer Doppelstunde drei Schwimmstunden als Block anzusetzen oder „andere Fächer 20 Minuten früher zu beenden“. Beides fand kein positives Echo. Uwe Heilek, geschäftsführender Rektor der Grundschulen, erklärte, drei Schwimmstunden seien „organisatorisch kaum machbar“ – und dann hätten die Schüler außer Schwimmen keinen Sportunterricht. Sein Kollege Michael Hirn von den Sonderschulen wies darauf hin, dass die Zeiten der Hallenbelegung zudem „nur begrenzt verhandelbar“ seien.