Der Stuttgarter Albrecht Munz ist seit mehr als viereinhalb Jahrzehnten ein begeisterter Ballonfahrer. In dieser Woche nimmt er mit anderen Mitgliedern der Ballonsportgruppe Stuttgart an der 16. Montgolfiade im Tegernseer Tal bei.

Stuttgart - Die Begeisterung fürs Ballonfahren ist ansteckend wie eine Grippe. Davon kann Albrecht Munz ein Lied singen. Schon als Kind ging der heute 54-Jährige gerne in die Luft – daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Ballonfahrervirus hat sich Munz einst bei seinem Vater eingefangen. Gerne verliert er seither den Boden unter den Füßen und schaut, ganz ohne jede Arroganz, auf andere herab – aus luftiger Höhe. In dieser Woche ist Albrecht Munz mit weiteren Mitgliedern der Stuttgarter Ballonsportgruppe in Bayern bei der Tegernseer Tal Montgolfiade mit von der Partie.

 

Rund 800 Ballonfahrten hat Albrecht Munz seit seinem achten Lebensjahr absolviert. Dass er sich das Ballonfahrervirus eingefangen hat kommt nicht von ungefähr. Sein Vater Bertold war einer der ersten Ballonpiloten der seit 1950 bestehenden Ballonsportgruppe Stuttgart. „Ich bin von früh an mit meinem Bruder Andreas dabei gewesen, wenn mein Vater in die Luft ging“, erinnert sich Munz. In der Ballonsportgruppe Stuttgart mit ihren rund 120 Mitgliedern – darunter 50 Aktive, von denen zwölf einen Pilotenschein haben – ist er nicht nur als Pilot eine wichtige Stütze des Vereins. Derzeit bekleidet er die Funktionen des zweiten Vorsitzenden und des Fahrtenwarts, der für die Planung der jährlich 100 Ballonfahrten verantwortlich ist.

Keine Nachwuchssorgen

Jeweils zehn Jahre lang hatte Albrecht Munz zuvor auch die Position des ersten Vorsitzenden sowie des Jugendleiters inne. „Bei uns in der Ballonsportgruppe kann man sich vielfältig einbringen“, sagt Munz, der vor allem auf eines stolz ist: seit der Gründung der Jugendgruppe im Jahr 1972 genießt die Jugendarbeit im Verein einen besonders großen Stellenwert. „Sie hat sich einfach toll entwickelt“, sagt Munz und verweist darauf, dass bereits bei der Gründung des Vereins das Thema Jugendarbeit ein zentrales gewesen sei. Man habe sich stets an Jugendlagern beteiligt - „die Gags und Lieder dort sind bis heute die Gleichen“, sagt er schmunzelnd.

Erfreulich für ihn: die Zahl der jungen Ballonbegeisterten im Verein liegt seit Jahren zwischen 25 und 30. Nachwuchssorgen habe man derzeit keine, Neumitglieder seien trotzdem jederzeit willkommen. Und Munz räumt auch gleich mit dem Vorurteil auf, dass das Ballonfahren nur etwas für Gutbetuchte ist: „Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr liegt bei 100 Euro“, sagt Munz. Das könne sich wohl fast jeder leisten.

„Das Ballonfahren ist wirklich ein ganz besonderes Hobby“, sagt Albrecht Munz, der bei den Fahrten, die mitunter in Höhen von mehreren Tausend Metern führen können, zwei Dinge besonders genießt. Die außerordentliche Stille und die Aussicht auf die „oft wundervollen Landschaften“, die man aus der Vogelperspektive völlig neu erlebt.

Romantik pur

Nicht anders geht es seiner Vereinskameradin Birgit Hopstein-Diller, die bei ihren Ballonfahrten vor allem nach Naturformationen in Herzform Ausschau hält. „Man glaubt gar nicht, wie oft man solche aus der Vogelperspektive sieht“, sagt Hopstein-Diller, für die Ballonfahren auch eines ist: Romantik pur! Insbesondere bei Veranstaltungen wie den Montgolfiaden in Kössen im österreichischen Kaiserwinkel Ende Januar oder – wie in dieser Woche – im Tegernseer Tal sei das Erleben der Alpen etwas Wunderbares. „Der Blick auf die erhabenen Berge reizt ganz besonders“, sagt Munz, der in absehbarer Zeit, wie schon vor Jahren, auch einmal wieder eine Alpenüberquerung mit dem Gasballon machen möchte. „Das ist wirklich ein herausragendes Erlebnis“, sagt Albrecht Munz, der das Zusammenspiel von Technik, Wetterkonditionen und der Kompetenz des jeweiligen Piloten außerordentlich spannend findet. Schließlich sei man – auch unter dem Einsatz von Pressluftflaschen – in 4000 bis 6000 Meter Höhe 20 Stunden und mehr unterwegs. Eine seiner Topfahrten hat Munz erst im vergangenen Jahr gemacht. Diese führte ihn von Sonthofen im Oberallgäu bis ins österreichische Linz - „immer der Alpenkette entlang“, so Munz voller Begeisterung.

„Das Ballonfahren in und um Stuttgart macht aber ebenfalls sehr viel Spaß“, sagt Munz. Mit dem Cannstatter Wasen verfüge man über einen herausragenden Startplatz, um den der Verein von vielen beneidet werde. Man steige auf und habe schon nach kürzester Zeit nicht nur die Stadt zu Füßen, „sondern auch den Flughafen im Blick“, schwärmt der 54-Jährige. „Und ab 1000 Meter Höhe sieht man oft auch schon die Alpen“, sagt er.

„Die meisten der Fahrten, die wir machen, sind sportlicher Natur“, erklärt Munz. Der Verein nehme zudem jährlich an zehn bis 15 Wettbewerben teil. Im Einsatz sind dabei vor allem die drei vereinseigenen Heißluftballone, mit denen man bis zu zwei Stunden unterwegs sei – seltener auch der Gasballon. Immer wieder ergebe sich auch die Möglichkeit für Gäste, an einer Fahrt teilzunehmen, die fast jeder Gast auch genieße, denn: „Höhenangst gibt es beim Ballonfahren gemeinhin nicht, da man keinen Kontakt zum Boden hat“, erklärt Munz. Und auch Sorgen, vor zu viel Wind, der einem in luftiger Höhe um die Ohren weht, brauche man nicht zu haben. „Da der Ballon sich immer mit dem Wind bewegt, spürt man diesen im Korb überhaupt nicht“, so der erfahrene Pilot.