Der Expressbus zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt stellt im August den Betrieb wegen Sanierungsarbeiten vorläufig ein. Der SSB-Aufsichtsrat billigt die Stilllegung. Ob der als Pilotmodell gestartete Bus jemals wieder an den Start gehen wird, ist mehr als fraglich.

Der Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hat den Wegfall der sogenannten Expressbuslinie X 1 ab Ende August dieses Jahres ohne Widerspruch gebilligt. Der Grund sind geplante Arbeiten am Kanalnetz unter der Cannstatter Straße, die eigens eingerichtete Busspur für E-Busse ist daher für zweieinhalb Jahre nicht befahrbar. Ob der X-1-Bus, ein Prestigeprojekt des früheren OB Fritz Kuhn (Grüne) und seiner Parteifreunde im Stuttgarter Rathaus, danach wieder an den Start geht, ist noch völlig offen. Auch die Grünen-Vertreter im SSB-Kontrollgremium haben offenbar der Einstellung des Busverkehrs zwischen Bad Cannstatt und der City zugestimmt, wie aus Kreisen des Aufsichtsrats verlautete.

 

Luftreinhalteplan muss trotz Wegfall des X 1 nicht nachgebessert werden

Ob die wegen ihrer geringen Auslastung viel kritisierte und häufig verspottete Expresslinie nach Abschluss der Kanalsanierung Ende 2025 nochmals an den Start geht, ist mehr als ungewiss. Der X-1-Bus ist auch als Maßnahme zur Reduzierung von Schadstoffen aus Autoabgasen im aktuellen Luftreinhalteplan des Landes enthalten. Das Verkehrsministerium hat aber nach Informationen unserer Zeitung signalisiert, dass der Luftreinhalteplan trotz der Streichung der Buslinie nicht nachgebessert werden muss. Bis 2027 sollen nach den Plänen der SSB auch die Bahnsteige der Linie U 1entlang des gesamten Streckenverlaufs für 80-Meter-Züge fertig ausgebaut sein, sodass die SSB dann ihre Passagierkapazität verdoppeln könnte.

Als eine Art Kompensation für den Entfall des X 1 soll die neue Buslinie 47 zunächst probeweise zum Fahrplanwechsel 2023 die bisher vom Expressbus abgedeckte Umrundung der Stuttgarter Innenstadt übernehmen und dabei die bestehende Businfrastruktur nutzen. Die Betriebskosten für die neue Linie belaufen sich laut Beschlussvorlage des Aufsichtsrats auf rund 700 000 Euro pro Jahr. Die zusätzlichen Ausgaben werden aber durch den Wegfall des X 1 mit Kosten von knapp 2,3 Millionen Euro pro Jahr abgefedert. Zuletzt hatte die Stadt die Fahr- und Taktzeiten reduziert und dadurch 500 000 Euro eingespart. Das Land hatte sich geweigert, als Co-Financier für den Expressbus einzusteigen.

Neuer 47er nutzt bestehende Infrastruktur der Expressbuslinie

Der neue 47er startet von der Haltestelle Wagenburgstraße und fährt dann via Charlottenplatz, Dorotheenstraße, Rathaus, Wilhelmsbau, Büchsenstraße Hauptbahnhof und Staatsgalerie wieder zurück. Die Start- und Endhaltestelle muss so verbreitert werden, dass dort gleichzeitig zwei Busse stehen können. Dafür werden vier Autostellplätze aufgegeben. Der Aufsichtsrat stimmte außerdem zu, den Fahrplan der Filderbuslinien X 4 und X 7 der bestehenden Nachfrage anzupassen: Dort entfällt jeweils morgens die erste Fahrt, abends gibt es einen zusätzlichen Bus. Der Fahrplan für die Filderlinien 77 und 86 wird an die geänderten samstäglichen Abfahrtszeiten der S-Bahn angepasst.