Nach fast 24 Jahren ist vorerst Schluss mit Weinbau am Hamburger Hafen. Der Weinberg soll gerodet werden. Grund seien Bauarbeiten am Bahnhof Landungsbrücken. Fritz Currle, Wengerter aus Obertürkheim und der Herr über den Stintfang-Cuvée, weiß nicht, ob und wie es weitergeht.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart/Hamburg - Eigentlich wäre es im Frühjahr wieder so weit gewesen: Fritz Currle, Wengerter aus Obertürkheim und CDU-Gemeinderatsmitglied, wäre wie jedes Jahr in sein Auto gestiegen, um nach Hamburg zu fahren. Dort hätte er zusammen mit einem Freundeskreis den Stintfang, den einzigen Weinberg von Hamburg, nach dem Winter auf Vordermann gebracht. Doch in diesem Jahr wird er erstmals nicht fahren. Denn nach fast 24 Jahren ist vorerst Schluss mit Weinbau am Hamburger Hafen. Wie ein Hamburger Bürgerschaftssprecher am Donnerstag bestätigte, soll der Weinberg demnächst gerodet werden. Grund seien Bauarbeiten am Bahnhof Landungsbrücken.

 

Currle, der die Idee zum hanseatischen Weinberg gehabt hatte und diese 1995 als Geschenk an Hamburg verwirklichte, weiß schon länger, dass die Tage der rund 100 Rebenstöcke der Sorten Regent und Phoenix gezählt sind. „Der Weinberg steht auf dem Dach der Bahnstation Landungsbrücken, die nun saniert wird. Da das Dach wohl undicht ist, muss die aufgefüllte Erde entfernt werden“, so Currle.

„Ich glaube, dass ich es noch einmal machen würde“

Nachdem er diese Nachricht verdaut hatte, habe er einen Brief an die Präsidentin der Bürgerschaft Carola Veit geschrieben. Darin habe er ihr den Vorschlag unterbreitet, den Weinberg an einem neuen Ort, nämlich beim Hotel Hafen anzulegen – dort wollte er ihn eigentlich bereits 1995 haben. Doch damals wie heute hat laut Currle das Gartenbauamt Hamburg das Vorhaben abgelehnt.

Und nun? Currle seufzt. „Wenn von Seiten der Stadt Hamburg kein positives Zeichen kommt, warum soll ich mich dann bemühen?“, fragt er. Denn Mühen, die brachte der Weinberg an sich schon genug mit. Mühen, die sich nicht einmal immer lohnten. „Im vergangenen Jahr waren zum dritten Mal die Trauben geklaut worden.“

Und was, wenn Hamburg wieder Platz macht für einen Weinberg? „Ich glaube, dass ich es noch einmal machen würde“, sagt Currle. „Ich bin nach 30 Jahren Stuttgarter Weindorf in Hamburg sehr mit der Stadt und den Menschen verbunden.“