Region: Verena Mayer (ena)

Hermann Nanz’ jüngster Versuch, erhört zu werden, datiert vom Januar dieses Jahres. Der Adressat ist nun der Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. In seinem Brief, in dem Nanz für sein Buch wirbt, fragt er „freundlichst an, wie sich das Gericht die Wiederherstellung des geschaffenen Unrechts und die Zerstörung von Lebenschancen und -karrieren vorstellt“. In Karlsruhe fiel 13 Jahre zuvor ein Urteil, das für Hermann Nanz zwar zu spät kam, ihn aber in seiner Überzeugung bestätigt, im Recht gewesen zu sein.

 

Im April 1991 hat der erste Senat beschlossen, dass eben nicht allein der Prüfer darüber zu entscheiden hat, ob die Antwort eines Prüflings richtig oder falsch ist. Weiter als die Rechtsschutzgarantie des Grundgesetzes habe der Bewertungsspielraum der Professoren dann doch nicht zu gehen. Verwaltungsgerichte seien darum grundsätzlich verpflichtet, Prüfungsbescheide zu kontrollieren.

Haben es sich die Gerichte, die Jahre zuvor über Nanz’ Arbeit urteilten, also zu leicht gemacht? Hätten sie anders entschieden, wenn die höchsten Bundesrichter schon früher ihre Position geändert hätten? Hätte Hermann Nanz anno 1983, nachdem er in allen Instanzen verloren hatte, noch nach Karlsruhe ziehen sollen? Antworten auf diese Fragen zu suchen ist müßig. Hermann Nanz weiß nur, dass er nach seinen Niederlagen zermürbt und kraftlos war und seinen Glauben an die Gerechtigkeit verloren hatte. Und in der Antwort, die er auf seine Frage an den Gerichtspräsidenten erhält, steht nur, dass der Präsident nicht in einen allgemeinen Meinungsaustausch mit Bürgern über abgeschlossene Verfahren eintreten könne.

Trotzdem schöpft Hermann Nanz aus dem historischen Urteil heute die Energie, die ihn antreibt. Er hat ein zweites Buch geschrieben. Es handelt von seinen verlorenen Prozessen und seinen abgelehnten Petitionen. Außerdem erwägt er, ein drittes Werk zu veröffentlichen. Vielleicht ein praktisches Lehrbuch zum Thema Prüfungsrecht. Hermann Nanz hat das noch nicht zu Ende überlegt. Aber er versichert: „Ich werde keine Ruhe geben.“