Nach einer Umfrage der IHK Region Stuttgart beklagt die große Mehrheit der teilnehmenden Mitglieder, dass es zu wenig internationale Verbindungen in Stuttgart gibt. Flughafen-Chef Georg Fundel hätte gerne arabsiche und chinesische Airlines auf dem Hof.

Stuttgart - Die regionale Wirtschaft ist mit dem Angebot des Stuttgarter Manfred-Rommel-Flughafens laut einer aktuellen Umfrage unter 5000 Betrieben nur noch halb so zufrieden wie 2007. An der Umfrage haben sich sieben Prozent der Befragten beteiligt. Ein wesentlicher Grund sei das aus Sicht der exportorientierten Betriebe unzureichende Angebot an außereuropäischen Flugverbindungen; die Wirtschaftsvertreter müssten daher auf die Drehkreuze der Lufthansa in Frankfurt, München und Zürich ausweichen. 85 Prozent der Befragten nutzten aber dennoch den Flughafen Stuttgart. Das spreche für eine hohe Akzeptanz trotz der Probleme.

 

IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter leitet daraus die Forderung ab, mit steigender internationaler Verflechtung des Südwestens bedürfe es eines „viel breiteren Angebots an Flugverbindungen in alle Teile der Welt“ und betont, dies sei auch der Wunsch der Flughafengesellschaft Stuttgart (FSG). Mehr Airlines sollten demnach internationale Verbindungen ab Stuttgart anbieten können, um Geschäftskunden vor allem in Fernost und Übersee zu erreichen. Der Bedarf an internationalen Verbindungen steige, so Richter.

Es überrasche ihn nicht, dass nicht einmal zehn Prozent das außereuropäische Angebot ausreichend gefunden hätten. Ein guter Flughafen sei eine „Schlüsselinfrastruktur“, deren Qualität im Standortwettbewerb entscheidend sei. Ausbaubedarf bestehe vor allem bei Verbindungen in Richtung Nordamerika, Mittlerer Osten, Osteuropa sowie Ostasien. Auf der Wunschliste stünden ganz oben Ziele wie New York, Sao Paulo, Dubai, Peking, Schanghai, Bangkok, Hongkong sowie Singapur, St. Petersburg, Bukarest und Göteborg. Was nationale und europaweite Verbindungen angeht, sowie für die An- und Abreise, gab es bei der Umfrage gute Noten.

Fundel kritisiert Lufthansa

FSG-Chef Georg Fundel verspürt „Rückenwind“ durch die IHK. Er teilt die Bedenken der Kammer; anders als die von der Lufthansa gepflegten Konkurrenten in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen spiele die Region Stuttgart im Luftverkehr nicht in der Bundesliga. „Und die Lufthansa tut derzeit alles dafür, damit das nicht besser wird“, kritisiert er den Lobbyeinsatz der Kranich-Linie. Wegen der schlechten Erreichbarkeit bleibe der Ballungsraum eine „Region zweiter Klasse“ und deshalb für Firmenansiedlungen, etwa von asiatischen Unternehmen, wenig attraktiv. Die IHK teilt diese Bedenken und verweist auf die Folgen durch das Fehlen „arabischer und chinesischer Fluggesellschaften für den Tourismus und medizinische Dienstleistungen“.

IHK-Geschäftsführer Richter kritisiert in diesem Zusammenhang die Planung der Bundesregierung, Stuttgart das Leben noch schwerer zu machen. Schwarz-Rot wolle offenbar die Kooperation von Air Berlin und Etihad Airways ab Stuttgart untersagen. Fundel rechnet jeden Tag mit einer Entscheidung. Es handelt sich dabei um Linienflüge, die sich zwei Airlines teilen. Ein übliches Unterfangen unter Partnern. In Stuttgart wird das Verfahren aber angewandt, um die fehlenden Start- und Landerechte des Unternehmens aus den Vereinigen Arabischen Emiraten zu kompensieren. Etihad hat seine Genehmigungen bereits auf große deutsche Flughäfen verteilt. Zusätzliche Lizenzen verhindert laut Fundel die Allianz aus Lufthansa und Politik. Das Problem betreffe nicht nur Etihad oder Emirates (Dubai), sondern auch asiatische Fluggesellschaften. Er geht dennoch davon aus, „dass wir darüber in fünf Jahren nicht mehr reden“. Direktverbindungen nach Peking und Schanghai seien möglich: Er hätte „die Chinesen gerne auf dem Hof“.

Vielfach liegen die Wünsche der IHK-Mitglieder und die Wirklichkeit weit auseinander. So müssen etwa Flüge nach Südamerika wegen der hohen Kosten stark ausgelastet sein; dafür bedürfe es großer Drehkreuze. „Exoten“ wie Warschau oder Göteborg mangele es in Stuttgart an der Auslastung. „Es gibt ein munteres Rein und Raus in diese Linien. Und das wird auch so bleiben“, so Fundel. Chancen böten sich für Verbindungen zwischen Stuttgart und großen Drehkreuzen – also mit Delta nach Atlanta/USA oder mit Aeroflot nach Moskau.