Der Hedgefonds Elliott gibt den Widerstand gegen die Übernahme von Celesio durch den US-Konzern McKesson auf. Damit scheint der Weg für einen neuen Branchenriesen frei.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Der Milliardenpoker um den Verkauf des Stuttgarter Pharmagroßhändlers Celesio an den US-Konkurrenten McKesson ist offenbar beendet. Am Donnerstag teilte der Hedgefonds Elliott mit, Wandelanleihen und Aktien von Celesio an McKesson zu verkaufen. Der Fonds, hinter dem der amerikanische Investor Paul Singer steht, hatte sich in mehreren Schritten für rund 800 Millionen Euro rund 22,7 Prozent der Celesio-Anteile gesichert und bereits im Dezember mitgeteilt, dass er das McKesson-Angebot in Höhe von 23 Euro je Aktie als zu niedrig ablehne.

 

Damit stand die Übernahme auf Messers Schneide, weil McKesson sich zum Ziel gesetzt hatte, mindestens 75 Prozent an Celesio zu erwerben. Bisher hatte der US-Pharmahändler nur gut 53 Prozent der Anteile sicher – rund drei Prozent von freien Aktionären und 50,01 Prozent vom Duisburger Familienkonzern Haniel. Kurz vor Ende der Annahmefrist (Donnerstag, 9. Januar, 24 Uhr hiesiger Zeit) hat McKesson sein Angebot deshalb auf 23,50 Euro je Aktie erhöht – und Elliot damit offenbar überzeugt. Die neue Offerte sei das „beste und endgültige“ Angebot, teilte der Fonds mit. Mit dem Einlenken von Elliott scheint der Weg frei für die Entstehung eines Branchengiganten mit einem Umsatz von 111 Milliarden Euro und 81 500 Mitarbeitern. Bei Celesio wurde das verbesserte Angebot positiv aufgenommen, wie aus Unternehmenskreisen zu hören war.

Die Spekulation Elliotts auf einen höheren Preis war für den US-Fonds nicht ganz ohne Risiko, denn im Falle des Scheiterns hätte auch sein Paket an Wert verloren. Neben Elliot profitiert auch Haniel von der neuen Offerte. Wie McKesson am Donnerstag mitteilte, soll der bisherige Hauptaktionär nun ebenfalls 23,50 Euro pro Aktie erhalten. Ohne Berücksichtigung der Wandelanleihen, die später in Aktien um- gewandelt werden können, ergibt sich für Haniel ein Mehrerlös von gut 42 Millionen Euro. Insgesamt wird der Deal dem Konzern rund zwei Milliarden Euro einbringen, die großteils zum Abbau der hohen Schulden verwendet werden sollen.

McKesson und Celesio erwarten Vorteile beim Einkauf

Bei einem Scheitern der Übernahme wäre das Angebot von McKesson allerdings hinfällig gewesen, und Haniel hätte sich nach einem neuen Käufer für Celesio umsehen müssen. In diesem Fall hielten manche Branchenexperten auch eine Zerschlagung für möglich. McKesson hatte seine Übernahmepläne für Celesio im vergangenen Oktober angekündigt. Einschließlich der Übernahme von Schulden belief sich das ursprüngliche Angebot auf rund 6,1 Milliarden Euro.

Das Stuttgarter Unternehmen selbst hatte seinen Aktionären frühzeitig dazu geraten, ihre Papiere an McKesson zu verkaufen. Das Milliardengeschäft sei ein „ganz gewaltiger Schritt nach vorne“, hatte die Celesio-Chefin Marion Helmes anlässlich der Veröffentlichung der Fusionspläne Ende Oktober gesagt. „Damit stellen wir uns international wettbewerbsfähiger auf.“ Insbesondere im Einkauf erwarten sich McKesson und Celesio Vorteile durch die Bündelung ihrer Marktmacht. Arbeitsplätze bei Celesio seien durch die Fusion nicht bedroht, bekräftigte Helmes. Stattdessen eröffne der Deal neue Wachstumschancen. Zudem gebe es zwischen den regionalen Märkten von McKesson und Celesio praktisch keine Überlappungen. In der Stuttgarter Celesio-Zentrale bangt trotzdem so mancher Mitarbeiter um seinen Job. Insbesondere in Bereichen wie Personal oder Datenverarbeitung könne es Einschnitte geben, heißt es. Nach eigenen Angaben wollen McKesson und Celesio vom vierten Jahr nach der Fusion an jährlich rund 200 bis 235 Millionen Euro einsparen. Bei einer erfolgreichen Übernahme soll Celesio bis auf Weiteres als unabhängiges Unternehmen weitergeführt werden.

Aktionäre können ihre Papiere auch nach Fristablauf anbieten

Wie der gesamte Pharmagroßhandel leidet auch Celesio unter dem ruinösen Rabattwettbewerb in der Branche. Insbesondere auf dem wichtigen deutschen Markt versuchen die Grossisten mit massiven Preisnachlässen möglichst viele Apotheken an sich zu binden. Das drückt auf die Margen. Im vergangenen Jahr war Celesio sogar in die roten Zahlen gerutscht.

An der Börse notierte die Celesio-Aktie am Donnerstag bei rund 24 Euro und damit über dem neuen Mc-Kesson-Angebot. Es könne durchaus noch Aktionäre geben, die auf eine zusätzliche Abfindungszahlung im Zuge eines möglichen Squeeze-out (Herausdrängen der Minderheitsaktionäre) spekulieren, sagte ein Insider. Erreicht McKesson wie erwartet 75 Prozent der Anteile, können Aktionäre, die ihre Papiere bisher nicht dem US-Konzern angeboten haben, dies auch nach Ablauf der bisherigen Annahmefrist tun – ebenfalls für 23,50 Euro. Die Frist dafür läuft voraussichtlich vom 16. bis zum 29. Januar, wie McKesson mitteilte.