Hunderte von Bürgern nutzen die erste Gelegenheit für einen Blick hinter die Kulissen des neuen Stammhauses des Stadtarchivs.

Stuttgart - Der schwäbische Volksschauspieler Oscar Heiler hat noch zu Lebzeiten seinen schriftlichen Nachlass in die Obhut des Stadtarchivs gegeben. Darunter findet sich eine Autogrammkarte der von ihm bewunderten Kabarettistin Claire Waldoff, damals ein Star, mit einer kleinen Widmung für den befreundeten "Herrn Häberle". Diese Karte findet sich jetzt in der ersten Ausstellung, mit der das Archiv sein neues Stammhaus am Bellingweg in Bad Cannstatt eröffnet. Sie lässt ahnen, was in den Magazinen so alles schlummert.

Ob ein großes Foto des Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts so schmählich abgerissenen Kaufhauses Schocken an der Eberhardstraße, ob ein Werbeplakat der Stuttgarter Zeitung von 1950 oder auch der bunte Bauplan für die Schulstraße, die in den Fünfzigern zur ersten innerstädtischen Fußgängerzone der neuen Bundesrepublik umgestaltet wurde - ein Dutzend Vitrinen bieten dem Betrachter spannende Einblicke in Raritäten und Kuriositäten, auf Briefe und Dokumente aus den Bereichen Kultur und Verkehr, Sport und Politik, Planen und Bauen.

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Mehrere Hundert Neugierige haben am vergangenen Samstag die erste Gelegenheit genutzt, um das neue Archivgebäude am Rande des alten Cannstatter Güterbahnhofs kennenzulernen. Wie berichtet, haben Stadt und Land rund zwanzig Millionen Euro investiert, damit aus dem ehemaligen, unter Denkmalschutz stehenden Kontor der württembergischen Kolonialwarenhändler das mit modernster Technik ausgestattete neue Stammhaus des Stadtarchivs werden konnte.

Zuvor hatte der Oberbürgermeister mit sichtlicher Freude das Haus vor rund zweihundert geladenen Gästen eröffnet. Wolfgang Schuster erinnerte dabei an die späte Gründung des Archivs im Jahr 1928 und an dessen "unglückliches Schicksal durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs". Nun aber, so hoffe er, werde das wichtige Kultur- und Bildungsinstitut "an seinem neuen Platz eine gute Zukunft haben".