84 Prozent der befragten Eltern bewerten die Arbeit in den Stuttgarter Kindertagesstätten einer Studie zufolge als gut oder sehr gut. Doch im Detail gibt es durchaus Unterschiede und an einigen Stellen sollte nachgebessert werden.

Stuttgart - In Stuttgart beurteilen 84 Prozent der Kita-Eltern die pädagogische Arbeit in den Tagesstätten als sehr gut oder gut. 14 Prozent sagen teils/teils, und nur zwei Prozent schätzen die Arbeit in den Kindertagesstätten als „eher schlecht“ ein. Dies ist das Ergebnis einer trägerübergreifenden Studie, die Marek Fuchs, Professor für Sozialforschung an der TU Darmstadt, im vergangenen Jahr an 438 der insgesamt 580 Stuttgarter Kitas durchgeführt hat. An der Befragung, die schriftlich und online erfolgte, hatten sich 409 Kitas und rund die Hälfte ihrer Eltern beteiligt, insgesamt 8141 Eltern. Am Montag wurde das Ergebnis im Jugendhilfeausschuss vorgestellt und diskutiert.

 

Am wichtigsten, das zeigte die Studie, sind den Eltern die Förderbereiche Sprache, Bewegung und soziale Kontakte. Besonders zufrieden zeigten sich die Eltern damit, wie die Kinder in den Bereichen Sprache, soziale Kontakte und Kreativität gefördert werden. Nicht ganz so gut bewertet wurden die Kitas bei der Beschäftigung der Kinder mit naturwissenschaftlichen Zusammenhängen sowie mit Zahlen, Mengen und Größenverhältnissen. Alles in allem erreichten die Kitas im Gesamtdurchschnitt für ihre pädagogische Arbeit 4,3 von fünf möglichen Punkten. Die besten Durchschnittsnoten bekamen die Waldorfkitas (4,7) und der Dachverband der Eltern-Kind-Gruppen (4,6), die schlechteste Durchschnittsnote erhielt die Stadt Stuttgart (4,1), wo zugleich auch die größte Schwankungsbreite war (2,1 bis 5,0). Während die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer sich über das „sehr gute Ergebnis“ und die „tolle Rückmeldung“ freute, dämpfte Marek Fuchs die Euphorie. Die hohe Beteiligung liefere zwar eine „sehr solide Datengrundlage“. Aber: „Eltern sind keine Experten“, sagte Fuchs. Die Studie liefere „keinen objektiven Wert über die Qualität der pädagogischen Arbeit“. Bezogen auf den Durchschnitt der Einrichtungen gebe es zwar keinen drängenden Handlungsbedarf, aber in einzelnen Einrichtungen sei die Zufriedenheit „sehr weit abgesunken“, sagte Fuchs. Es gebe Unterschiede zwischen den Trägern, aber vor allem auch zwischen einzelnen Einrichtungen – die jedoch nicht veröffentlicht werden, sondern nur innerhalb jeder Einrichtung besprochen werden sollen. Entscheidend für die Ergebnisse sei die Sozialstruktur der Elternschaft, die allerdings nicht abgefragt worden sei. Und diese sei, sagte Fuchs, bei den elf Waldorfkitas sicher homogener als bei den 160 städtischen.

In einigen Kitas ist die Zufriedenheit weit abgesunken

Bei den Ratsfraktionen kam die Studie dennoch gut an. Iris Ripsam (CDU) sieht Stuttgart „auf einem guten Weg“. Und: „Gut wäre, wenn wir uns mit allen Trägern auf eine Basisqualität für alle Einrichtungen verständigen könnten.“ In punkto Naturwissenschaften könne womöglich ein höherer Männeranteil beim Kita-Personal helfen. Andreas Reißig (SPD) riet, beim Maßstab für pädagogische Qualität „auf Bewährtes aufzubauen“. Rose von Stein (Freie Wähler) regte an, beim Thema Qualität auch die Ressourcen – Raum und Zeit – genauer zu betrachten.

Jörg Schulze-Gronemeyer vom evangelischen Träger kündigte an: „Wir werden den naturwissenschaftlichen Bereich in allen unseren Einrichtungen genauer anschauen.“ Kerim Arpad vermisste als Vertreter des Internationalen Ausschusses eine Erhebung darüber, wie zufrieden die Eltern mit Migrationshintergrund mit der Sprachförderung in den Kitas seien. Doch damit war Fuchs nicht beauftragt worden. Er riet, solche Daten bei der nächsten Befragung zu berücksichtigen.

Das könnte bereits in zwei Jahren sein. Denn das Sozialreferat plant, die Elternbefragung alle zwei Jahre durchzuführen und mit den Trägern neue Schwerpunkte zu entwickeln. Margarete Finkel vom Jugendamt erklärte, das Land definiere eine Basisqualifikation auch über die Menge der Fortbildungen für das Kitapersonal. In Stuttgart könne man sich dann auf weitere Qualifikationen einigen. Zum Herbst kündigte sie einen Empfehlungskatalog an. Bereits 2012 hatte die Stadt Stuttgart ihr Förderprogramm für Bildung an Kitas auf 1,9 Millionen aufgestockt. Es dient der Qualitätsentwicklung und trägerübergreifenden Qualitätsüberprüfung. Dabei werden insbesondere die Empfehlungen der Educert-Studie umgesetzt. Educert hatte 2010 97 Prozent der Stuttgarter Kitas eine „mittlere Qualität“ bescheinigt und nur 2,7 Prozent eine gute. Doch die Stadt arbeitet daran: Allein in die Sprachförderung investiert sie in diesem Jahr 3,3 Millionen Euro.