Familien, die mit dem Taxi fahren wollen, sollten dies vorher gut planen und ein Auto mit Kindersitz bestellen. Sonst kann es, wenn die Zeit drängt, zu einer bösen Überraschung kommen.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Sind die Stuttgarter Taxiunternehmen nicht familienfreundlich genug? Diesen Vorwurf erhebt eine betroffene Mutter. Nach einer langen Zugfahrt aus Berlin nach Stuttgart wollte Michaela Hermann (Name geändert) nur noch eines: schnell mit Mann und zweieinhalbjähriger Tochter nach Hause kommen. Es war schon 21 Uhr abends, ihre Tochter sei müde, aber lieb gewesen, erinnert sich die Stuttgarterin. Weil sie den Bus zum Kräherwald verpasst hatten, wollten sie ein Taxi nehmen. „Da standen 30 Taxis, doch keiner wollte uns fahren, weil keiner einen Kindersitz dabei hatte“, beschwert sich die Mutter. Auch die Zentrale habe niemand für sie rufen wollen. „Wir sind eine westliche Großstadt, da kann es doch nicht sein, dass man mit Kind am Bahnhof strandet“, beschwert sich die 42-jährige Lehrerin.

 

Mit Baby ist es noch schwieriger

Für sie wäre es auch infrage gekommen, dass ihre Tochter auf einer schlichten Sitzerhöhung Platz nimmt. Doch auch das wollte keiner der Fahrer machen. Es sei bereits das zweite Mal, dass ihr das am Bahnhof passiert sei, regt sich die Mutter auf. Bei der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart heißt es, Eltern, die mit ihren Kindern Taxi fahren wollen, sollten vorher reservieren und dabei den Sitzbedarf anmelden. Dann würde ein Wagen mit Sitz geschickt. Wenn man spontan an den Taxiplatz komme, bestehe tatsächlich die Gefahr, dass niemand einen Sitz dabei habe, sagt der Leiter der Funkzentrale, Antonio Tridico. Die Kinderautositze seien zu groß, als dass die Fahrer sie immer dabei haben könnten. „Dann können Sie nämlich keine Koffer mehr transportieren“, erklärt er. Allerdings, das räumt Tridico auf Nachfrage auch ein, würden auch von der Zentrale keine Wagen mit Babyschale geschickt. Familien, die mit Baby unterwegs sind, haben folglich noch größere Probleme als Familien, wie die Herrmanns, die mit Kleinkind reisen.

„Wir müssen Kinder ab neun Monaten sichern, vorher nicht“, erklärt Tridico, warum es keine Babyschalen gibt. Es stimmt zwar, dass Taxis nur dazu verpflichtet sind, Kindersitze vorzuhalten und keine Babyschalen – ungesichert dürfen aber auch Säuglinge nicht transportiert werden.

Laut Straßenverkehrsordnung dürfen „Kinder bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr, die kleiner als 150 Zentimeter sind“ nur mit dem Auto mitgenommen werden, wenn „Rückhalteeinrichtungen benutzt werden, die amtlich genehmigt und für das Kind geeignet sind“. Im Fall von Säuglingen wird jedoch nicht der Fahrer in die Pflicht genommen, sondern die Eltern müssen für die Babyschale sorgen. Das gilt zum Beispiel auch, wenn frischgebackene Eltern aus der Geburtsklinik mit dem Taxi nach Hause fahren wollen – auch dann sollten sie selbst eine Babyschale dabei haben.

Am Flughafen gibt es einen Raum für Sitze, am Bahnhof nicht

Einfacher haben es in Stuttgart Familien, die mit dem Flugzeug fliegen. Am Flughafen auf den Fildern haben die Taxifahrer einen Raum, in dem Kindersitze zentral gelagert sind. Dort gebe es sowohl große Sitze als auch Babyschalen, so Tridico. Letztere könne man aber nicht für den normalen Betrieb im Stadtgebiet einsetzen. „Die Babyschalen sind nur für den Flughafen“, betont er. Ein Taxi mit Babyschale extra vom Flughafen zum Beispiel nach Zuffenhausen zu schicken, lohne sich nicht, meint er.

Die Lösung am Flughafen mit dem Raum für Kinderautositze sieht Tridico als ideal an. „Es funktioniert dort alles reibungslos“, sagt der Leiter der Funkzentrale. Am zweiten großen Knotenpunkt, dem Hauptbahnhof, hätte die Taxizentrale am liebsten eine ähnliche Situation. Auch dort habe man einen Raum angefragt, um Kindersitze deponieren zu können. „Aber das geht nicht wegen Stuttgart 21“, sagt der Leiter der Funkzentrale. Sitzerhöhungen für ältere Kinder seien nicht das Problem. Diese habe fast jedes Taxi dabei. Anders sei es jedoch bei den schweren Kinderautositzen für Kleinkinder.

Zentrale hätte kontaktiert werden müssen

Im konkreten Fall der Familie Hermann räumt er ein, dass es „nicht gut“ gewesen sei, dass die Fahrer die Zentrale nicht kontaktierten, damit diese ein Taxi mit Kindersitz vorbei schickt. „Dazu sind die Fahrer eigentlich angehalten“, sagt er.

Letztlich sind die Hermanns doch noch nach Hause gekommen. Ein Fahrer habe schließlich mit ihnen Erbarmen gehabt. „Er hat gesagt, nehmen Sie ihr Kind auf den Arm, ich nehme Sie mit“, sagt die Lehrerin.