Die Härten der Pandemie sorgen dafür, dass vieles hinterfragt wird. Wird Corona zum Treiber von neuem Denken? Wir sprachen mit Schauspieler Gerrit Klein, Modemann Winni Klenk und Duschbrocken-Chef Johannes Lutz über Trends für 2021.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Drei Monate lang durfte Gerrit Klein, ein Single mit dem Image des Frauenschwarms, den goldenen Käfig nicht verlassen, in den RTL ihn und den harten Kern der Serie „Sunny“ gesteckt hatte. Um Liebesszenen ohne Maske drehen zu können, musste sich das Team in strikte Quarantäne begeben. „Die erste Woche hatten wir ein Schullandheim-Feeling“, berichtet der 29-Jährige, „dann wurde es immer schwieriger, wenn man etwa rausschaute in die Sonne.“

 

Gerrit Klein, der mit seiner Ludwigsburger Produktionsfirma Giganten Film gerade die Komödie „Sommer auf 3 Rädern“ (eine Reise in einem Piaggio-Mopedauto von Stuttgart an den Bodensee) für den SWR unter Corona-Regeln vorbereitet, versucht sich im neuen Jahr am „Moustache“. Seine Instagram-Fans wissen dies. Soll’s bei ihm nun sprießen, weil Trendpropheten den Schnauzer der 1980er auf sonst glatt rasierten Männergesichtern zur Mode 2021 erklären? „Aber nein“, antwortet er, „ich werde dieses Jahr 30 und wollte endlich mal sehen, ob ich doch noch so was wie einen Bartwuchs hinbekomme.“

„Man nimmt Natur und Genuss intensiver wahr“

Ob der Schnauzer-Hype wirklich kommt, bezweifelt der smarte Schauspieler. Da sieht er andere Trends deutlicher heranrücken. Minimalismus ist für ihn einer davon. Zur Plusseite der Pandemie gehöre, dass Menschen nun mit weniger zufrieden seien. „Man erfreut sich an einem Spaziergang“, sagt er, nehme Natur und Genuss intensiver wahr. Und man koche wieder mehr, möglichst vegan oder vegetarisch nach all den Schlachthof-Skandalen, die in der Corona-Krise bekannt geworden sind. „Ich lebe alleine und koche auch nur für mich.“

Es „amüsiert“ ihn, wenn er in bunten Blättern über seine erotischen Reize als Schauspieler liest. „Ich weiß, was Film und was das wahre Leben ist“, sagt er. Im „wahren Leben“ seien Abonnements ein weiterer Trend. Nicht nur der Umsatz des Netflix-Abos steige, beobachtet Gerrit: „Auto-Abos sind eine gute Alternative zwischen Neukauf und Leasing.“ Bei Like2Drive hat er einen Vertrag unterschrieben.

Winni Klenk freut sich auf explodierende Farben

Ob für die Zeitung, die Biogemüsekiste oder für Bus und Bahn – Abos sind weitverbreitet und nun auch mit kurzer Laufzeit auf vier Rädern angekommen. Zu einem festen Monatspreis kann man ein Auto nutzen, ohne sich langfristig daran binden zu müssen. Wartung und Reparatur sind in der Rate drin.

Abseits-Chef Winni Klenk, ein Trendmacher von Stuttgart seit 30 Jahren, sieht die Zukunft kunterbunt. Er hofft, dass die Pandemie im Sommer überstanden ist. Dann seien die Leute scharf darauf, den Spaß nachzuholen und die Lebenslust zu feiern . Sobald die Corona-Depression dank der Impfungen vorbei sei, werde in der Mode die Kraft der Farben explodieren, erwartet Klenk. Froh ist der Boutique-Besitzer vom Kleinen Schlossplatz, dass Click-and-Collect nun erlaubt ist. Kunden dürfen von nächster Woche an ihre Bestellungen im Laden abholen. Seine Trends, die ab sofort gelten: „Schlaghosen, Oversize-Jacken, schmalere Kleider, 1970er-Muster, große Krägen, Strickkleider, lockere Overshirts“ (deutsch: Überhemden).

„Wir sind stolz, dass große Marken unserem Weg folgen“

Für Johannes Lutz, einen der beiden Erfinder des Duschbrockens, steht fest, wohin die Reise 2021 geht: „Der Megatrend der Nachhaltigkeit reißt immer mehr mit – da sind wir gern ein Teil davon.“ Die Stuttgarter Start-up-Firma ist mit Frida Früchtchen, Maxi Minze oder Carlos Cocos durchgestartet, mit dem festen Shampoo und Duschgel in einem. Bei dem mehrkantigen, intensiv duftenden Brocken, der Plastikflaschen überflüssig macht, handelt es sich nicht um Seife. Etliche Nachahmer sind auf den Zug gesprungen. Von lästiger Konkurrenz, die eine gute Idee klaut, spricht Lutz trotzdem nicht. „Ein bisschen stolz sind wir darauf“, sagt er stattdessen, „dass jetzt große Kosmetikmarken unserem Weg folgen, den wir vor drei Jahren eingeschlagen haben.“

Das junge Unternehmen mit Sitz in Plieningen konnte jetzt einen „Meilenstein“ feiern: „Seit unserer Gründung wurden über eine Million Plastikflaschen eingespart.“ Angefangen hat es nach einer Weltreise mit einer Pizzaknetmaschine daheim, womit die zwei Kumpels ihre Erfindung produzierten. Inzwischen arbeiten 13 Frauen und Männer für die Firma. Ihre Pläne für 2021: „Wir bringen einen festen Conditioner raus und werden die Zusammenarbeit mit Unverpackt-Läden verstärken, damit es unsere Produkte auch öfter offline gibt.“

Außen hui, innen öko. Die Corona-Pandemie, so heißt es, birgt Chancen für eine nachhaltigere und klimafreundlichere Welt. Wenn man dank der Krise mehr Zeit zum Nachdenken hat, wär’ schon was gewonnen.