Bis Sonntag wird noch gefeiert, doch der Blick beim Weindorf geht voraus. Man würde nächstes Jahr gerne länger als zwölf Tage Viertele trinken. Wie realistisch ist das?

Die Neuen räumen ab. Erstmals hatte der Ratskeller beim Weindorf Lauben aufgebaut. Und die Besucher wählten den Neuling zur schönsten Laube. So durfte Betriebsleiterin Sarah Mohamaden gleich mal zur Premiere eine Urkunde einheimsen.

 

Doch auch die anderen Kollegen hatten Grund zur Freude. „Ein voller Erfolg“ sei das 47. Stuttgarter Weindorf gewesen, sagte Jens Zimmermann, Vorstand des Ausrichters Pro Stuttgart. Das bestätigte auch sein Kollege und Wirt Andreas Zaiss. „Wir brauchen gutes Wetter“, sagte er, „das hatten wir, dafür sind wir dankbar.“ Und wenn die Sonne scheint, kommen die Gäste. Diese seien heuer sehr preisbewusst. Heißt, das günstigere Viertele sei deutlich mehr gefragt als die edleren und teureren Gewächse. „Damit habe ich gerechnet“, sagt Zaiss, „und mich entsprechend darauf eingestellt.“

Der Hut bleibt leer

Ob’s daran liegt, dass alles teurer wird, dass das Konto schneller leer läuft als früher? Die Hüte der Künstler, die in der BW-Bank Kulturlaube aufgetreten sind, blieben jedenfalls oft leer. Das erzählte Fabian Seewald, der das Programm zusammengestellt hat. Erstmals gab es die Kulturlaube, die Resonanz war groß, allerdings habe der professionelle Bühnenaufbau wohl dazu geführt, dass viele Leute dachten, die Künstler seien ja schon bezahlt, vermutet Seewald. Dabei gab es nur eine Aufwandsentschädigung. Und weil Seewald an die Straßenkunst anknüpfen wollte, ging der Hut rum. Aber der blieb leer. Im nächsten Jahr will man wiederkommen, gerne wieder mit Hut, aber am liebsten auch mit einem zusätzlichen Sponsor, damit den Künstlern mehr als Fahrtgeld und Verpflegung bleibt.

Wohin mit dem Wochenmarkt?

Tja, das nächste Jahr: da steht der Termin schon. Das 48. Weindorf wird vom 28. August bis zum 8. September gefeiert. Eigentlich. Denn momentan wird hinter den Kulissen viel geredet. 2026 zum 50-Jahr-Jubiläum will man drei Wochen lang feiern. Womöglich gibt es die XL-Version aber schon früher. Die Stadträte würden die Verlängerung unterstützen, sagte Pro-Stuttgart-Geschäftsführerin Bärbel Mohrmann. Positive Signale gebe es auch aus der Verwaltung.

Doch was tun mit dem Wochenmarkt? Wegen der Fußball-EM müssen die Marktstände ohnehin schon acht Wochen auf die Königstraße ausweichen. Bei einem längeren Weindorf kämen noch zwei Tage des Umzugs hinzu.

Sind 17 Tage lang genug?

Doch auch intern gilt es noch viel zu klären. Wollen die Wirte länger feiern? Und wie lange überhaupt? Andreas Zaiss als Weingärtner sind „drei Wochen Weindorf zu lang“. 17 statt zwölf Tage könne er sich vorstellen. Aber klar sei auch, wenn man verlängere, dann in den September hinein, im Hochsommer trinke keiner Wein und esse Deftiges wie Maultaschen und Spätzle. Und dann kommt man in Konflikt mit der Arbeit im Weinberg und im Keller. Weindorf und Lese, geht das zusammen? „Ich schaffe das wahrscheinlich“, sagt Zaiss, „aber ich kann nicht für meine Kollegen sprechen.“

Die Diskussion ist eröffnet. Bis zum Ende des Jahres muss man eine Lösung finden. Dann beginnen endgültig die Vorbereitungen fürs 48. Stuttgarter Weindorf.