Zum Auftakt zeigt sich das Weindorf von seiner herbstlichen Seite. Bei kühlen Temperaturen rückt man in den Lauben enger zusammen – so wie beim Breuninger Medientreff mit vielen bekannten Gesichtern.

Stuttgart - Z

 

um Auftakt hat das 42. Stuttgarter Weindorf einen Vorgeschmack darauf geliefert, was sonst in der zweiten Woche Tradition ist: Der Herbst hält Einzug in die Stadt. Während es am Eröffnungsabend in den Lauben noch dämpfig war, wurde es in den Tagen danach empfindlich kühler. Wohl dem, der ein Jeans- oder Strickjäckle dabei hatte.

Der eine mag dem Sommer hinterher trauern, den anderen freut‘s. Joachim Aisenbrey, Geschäftsführer bei Breuninger und sein Pressechef Christian Witt haben die heißen Tage im Juli und August ganz gut überstanden. Zwar seien weniger Kunden in die Stadt gekommen, aber wer im Kessel war, der fand offenbar zielstrebig den Weg ins Kaufhaus: der Klimaanlage sei Dank. Jetzt hoffen die beiden auf etliche frische Tage – unerlässlich für den Verkauf der aktuellen Herbst- und Winterkollektion. Die Ware muss raus, schließlich soll kommendes Jahr die Premiumabteilung im ersten Stock komplett umgebaut werden. „Voriges Jahr hatten wir einen heißen September und es lief gar nichts“, erzählte Aisenbrey am Donnerstag in der Laube von Schmückers Ox. Dort waren mehr als 50 Gäste zum dritten Breuninger Medien-Treff eingeladen.

„Drei Mal – das gilt in Stuttgart als Tradition“, sagte Witt bei der Begrüßung. Er hatte sein Team dabei, außerdem kamen viele „Multiplikatoren“, wie man so schön sagt. Unter ihnen waren die beiden Frauen, die über die besten Gästelisten der Stadt verfügen: Maxi von Bleyle, die Leiterin Protokoll und Eventmanagement bei der Dekra, und die Herausgeberin des „Top Magazins“, Karin Endress.

Volksfest ganz normal

Beide blicken schon weit über die rotweiß karierten Tische beim Weindorf hinweg Richtung Cannstatter Volksfest, das ja am 28. September startet – aber aus ganz unterschiedlicher Perspektive. Maxi von Bleyle wird dieses Jahr anders als zuvor keine Veranstaltung organisieren. „Ich will nicht um den heißen Brei herumreden“, erklärte sie bei der kalten Vorspeisenplatte: „200 Jahre Wasen, 100 Jahre Hauptfest, historisches Volksfest, da ist doch ohnehin schon so viel los.“ Sie hält es für das Beste, die früheren Zeiten wieder aufleben zu lassen, wo jeder „ganz normal“ auf den Wasen ging, ohne Einladung, ohne Chichi.

Karin Endress dagegen lädt ihre Kunden und Partner auch dieses Jahr wieder zur ihrer legendären Top Magazin Wasenparty ins Zelt von Hans-Peter Grandl ein. „Die Leute verlangen danach“, sagt die Verlegerin, die aber sehr wohl das drohende Parkplatzproblem sieht. Für sie ist es, wie für viele andere auch, außerdem völlig unverständlich, warum es 2018 die Heimweghilfe nicht gibt. „Da hätte sich doch ein Plätzchen finden müssen.“

Apropos Plätzchen: auf dem Weindorf verändert sich das ein oder andere, auch wenn das auf den ersten Blick kaum auffällt. Mit dem Einzug der Jungwinzer vor die Alte Kanzlei ist etwa Michael Schmücker mit seinem Stand weiter nach oben gerückt, in die 1-A-Lage auf dem Schillerplatz gegenüber dem Schluckspecht. Wenn man in Stuttgart von einer Schickeria sprechen möchte, dann findet man sie immer noch dort.

Ein neuer „Hotspot“ ohne Henkelglas könnte die Ecke Stift- und Kirchstraße werden – wenn es nach der Wirtin Conny Weitmann ginge. Sie hofft, dass die seit Mitte 2017 amtierende Geschäftsführerin des Veranstalters Pro Stuttgart e. V., Bärbel Mohrmann, ihr Ansinnen endlich positiv bescheidet. Seit Jahren bewerbe sie sich für den Standort, den sie auf dem Weihnachtsmarkt bespielt. Dieses Jahr präsentiert sich hier erstmals das Weingut der Stadt Stuttgart, das dem Vernehmen nach 2019 eine größere Laube bekommen soll. Künftig also Weitmanns Waldhaus im Herzen der Stadt? Es sei an der Zeit, meint die Chefin. „Ich gehöre dahin“, sagte sie beim Medientreff selbstbewusst. Wer sie kennt, weiß, dass sie dafür alle Hebel in Bewegung setzt.

Was man allen Neuerungen zum Trotz in der ein oder anderen Traditionslaube immer noch findet, sind muffelige Ansagen wie diese: „Bestellt wird so wie es auf der Karte steht.“ Änderungen der Beilagen? Fehlanzeige. Alles muss extra bezahlt werden. Da könnte ja jeder kommen. Dazu passt leider in Teilen auch die Eröffnungsfeier im Innenhof des Alten Schlosses. Wer das Weindorf verjüngen möchte, und Ansätze sind ja spürbar, der sollte übers Programm nachdenken. Muss es getragene Akkordeon-Musik sein und müssen die Gäste mit längeren Ausführungen über aus Rebstöcken geschnitzte Vögel (ein Geschenk an den Lauben-Architekten Manfred Strauß) unterhalten werden?