Die 2001 eröffnete Bar Rohbau, eine der ältesten Partyinstitutionen auf der Theo, schließt zum 1. Mai. Betreiber Stefan Ostberg hat dies unserer Zeitung bestätigt und sagt: „Die besten Zeiten der Feiermeile sind vorbei.“

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die Theo-Heuss schwächelt. Die Clubs Muttermilch und Tonstudio mussten bereits schließen, weil der Bau eines neuen Gebäudekomplexes an der Calwer Passage kein Platz mehr für sie lässt. Wo einst die Club-Lounge Suite 212 quasi die Partymeile auf der Theodor-Heuss-Straße eröffnet hat, befindet sich heute ein Burger King. Und jetzt verschwindet noch eine weitere Institution des Stuttgarter Nachtlebens – nach 18 Jahren!

 

Die goldglänzende Bar Rohbau strahlt bald nicht mehr. In der Nacht zum 1. Mai wird hier die allerletzte Party gefeiert. Stefan Ostberg, einer von drei Betreibern, bedauert dies sehr, sieht aber keine andere Möglichkeit mehr. Über Jahre habe sich die Theo im negativen Sinn verändert und sich die Ausgehkultur auf jener Feierstraße immer weiter verschlechtert, die mal die Nummer eins in Stuttgart war. Erneut verschwindet eine Bar – und es rückt keine neue Gastronomie nach. Die Handyklinik, die sich über dem Rohbau befindet, wird die Räume im Erdgeschoss übernehmen.

Immer mehr Junggesellenabschiede und Happy Hours

2001 hatte der Architekt Markus Amesöder das ehemalige Waffengeschäft Ritter in die Bar Rohbau umgebaut. Elemente wie Estrich und Decke ließ er im ursprünglichen Zustand, um alles mit reduziertem Design zu kombinieren. Mit der „sinnig-sinnlichen Gestaltung“, schrieb das Magazin „Marco Polo“ einmal, sei der Rohbau „die vielleicht schönsten Lounge auf der Theo“.

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Die großen Zeiten der Feiermeile scheinen vorbei. Das „urbane Lifestyle-Publikum“, so klagen Wirte, habe sich von der Theo abgewandt, vertrieben etwa von einer Flut an Junggesellenabschieden. Immer mehr Happy Hours und PS-Protze seien gekommen. Gegen die Raser wehrt sich die Stadt seit 2016 mit einer harten Bußgeld-Politik.

DJ Jens Herzberg legt noch einmal im Rohbau auf

Vom neuen Gebäudeensemble an der oberen Theodor-Heuss-Straße verspricht sich der scheidende Rohbau-Betreiber Stefan Ostberg nicht viel. „Wenn da Gastroläden reinkommen, dann sind das in erster Linie Tagesbars“, sagt er. Wenig Hoffnung hat er, in der Nacht das einstige Publikum auf die Theo zurückzugewinnen. Die Politik der Stadtverwaltung unter OB Fritz Kuhn blockiere Partylocations statt sie zu fördern, klagt Ostberg. Bei OB Wolfgang Schuster sei dies noch anders gewesen.

Einen ersten Abschied feiert DJ Jens Herzberg an diesem Freitag „in Erinnerung an die langen legendären Zeiten“, wie er sagt: Um 22 Uhr legt er zum letzten Mal an einem wichtigen Ort seiner besten Ausgehjahre auf. Ganz sentimental ist’s ihm nun zumute: „Der Rohbau war eine Insel für Erwachsene zwischen all den Kirmes-Läden.“