Was können und müssen große Städte tun im Wettbewerb um die kreativen und mobilen Arbeitnehmer von heute und morgen? Dies ist eine der Fragen gewesen, mit der sich der StZ-Kongress „Die Stadt der Zukunft“ befasst hat.

Stuttgart - Wie gelingt es einer Stadt, sich im Wettbewerb um die klügsten Köpfe durchzusetzen? Was geschieht mit den Regionen, aus denen diese aufstrebenden Stadtmenschen kommen? Und wie finden die neuen Einwohner in den attraktiven Metropolen Europas eine bezahlbare Wohnung? Das sind die Fragen, die am zweiten Tag des Kongresses „Stadt der Zukunft“ der Stuttgarter Zeitung diskutiert wurden.

 

„Die kreativen Köpfe sind der entscheidende Schlüssel für den dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg“, sagte Dirk Weiss, Projektmanager bei der Beratungsagentur Roland Berger. Berlin sei dafür das beste Beispiel, so Weiss. Doch anstelle von traditionellen Werten wie Jobsicherheit stünden bei der aktuellen Generation der kreativen Köpfe Faktoren wie Lebensqualität und die Herausforderung im Beruf an erster Stelle. Als Beispiel für diese Gruppe Menschen nannte Weiss den Yuccie – eine Abkürzung für Young Urban Creatives (zu Deutsch: junge kreative Stadtmenschen). „Es sind eigentlich Hipster mit Bart, Tattoos, buntem Hemd und enger Jeans, die mit ihrer guten Ausbildung ordentliches Geld verdienen wollen“, sagte der Projektmanager mit einem Augenzwinkern. Wichtig sei jedoch, dass diese Menschen zwischenzeitlich sehr viel mobiler seien, als das Arbeitnehmer vor wenigen Jahren noch waren. Für die Städte, die den Kampf um Talente und Fachkräfte gewinnen wollten, stelle sich sogleich die Frage, wo die neuen Bürger dann wohnen sollen. Eine Zuwanderung von Besserverdienern habe in aller Regel eine Explosion der Mieten und Immobilienpreise zur Folge.

Die Menschen sind heute mobiler als früher

Nicht so in Wien. Michael Ludwig, der Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung, zeichnet für ein einzigartiges Modell verantwortlich. Die österreichische Hauptstadt sei zwar auf der einen Seite eine der am schnellsten wachsenden Städte Europas, sagte er, zugleich belege Wien in internationalen Studien und Umfragen zum Thema Lebensqualität stets Spitzenplätze. Trotzdem bewegten sich die Mieten für einen Großteil der Wohnungen zwischen 4,35 und 7,50 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Stuttgart liegt die Miete einer neuen Sozialwohnung in der Regel bereits über den genannten 7,50 Euro. Der Grund für diese erstaunlich moderaten Preise sei einfach: „62 Prozent der Bevölkerung leben bei uns in einer geförderten Wohnung“, erklärte Ludwig. Die Stadt ist eine der größten Immobilienbesitzerinnen Europas, kauft aktiv Grundstücke auf und setzt seit dem Ende des Ersten Weltkriegs auf eine soziale Wohnungspolitik.