Die „Süddeutsche Zeitung“ ließ Daten ihrer Mitarbeiter auf der Suche nach einem Informanten, der Infos aus einer Redaktionskonferenz weitergegeben haben soll, überprüfen. Das bedauert man inzwischen.
Die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ hat die Überprüfung von Daten zu E-Mail- und Telefon-Verbindungen ihrer Mitarbeiter auf der Suche nach einem Leck in der Redaktion bedauert. In einem Statement der Chefredaktion hieß es am Mittwoch: „Die Verletzung des Redaktionsgeheimnisses ist für uns nicht hinnehmbar. Trotzdem war es nicht verhältnismäßig, mithilfe technischer Mittel nach demjenigen zu suchen, der diese Informationen nach außen weitergegeben hat.“ Der „Spiegel“ berichtete zuerst über das Statement.
Im Dezember war der Datenverkehr zwischen IP-Adressen der Redaktion und dem Branchendienst „Medieninsider“, der damals über Inhalte aus der Konferenz berichtet hatte, überprüft worden. Man hatte nach eigenen Angaben nichts gefunden. E-Mails oder Chat-Nachrichten seien nicht eingesehen worden, betonte die Chefredaktion nun erneut. Auch auf Handyverbindungsdaten sei nicht zugegriffen worden. Die Überprüfung war mit dem Betriebsrat abgestimmt gewesen.
Kritik an DUrchsuchung
Der Redaktionsausschuss, der die Interessen von Redakteurinnen und Redakteuren vertritt, hatte sich im Nachhinein ebenso hinter das Vorgehen gestellt. Die Durchsuchung hatte zugleich Kritik zum Beispiel von der Organisation Reporter ohne Grenzen ausgelöst. Die Chefredaktion hatte Anfang Februar ihr Vorgehen nach Bekanntwerden der Suche zunächst verteidigt. Dass Daten überprüft worden waren, hatte auch „Medieninsider“ in einem weiteren Artikel berichtet.
In dem Statement der Chefredaktion vom Mittwoch hieß es weiter: „Wir haben damals aus dem Augenblick heraus gehandelt und aus der Empörung darüber, dass jemand das Herz unserer Redaktion abgehört hat. Aber wir haben zu wenig im Blick gehabt, dass uns als investigativem Medium vorgeworfen werden kann, mit zweierlei Maß zu messen: dass wir einerseits von Leaks journalistisch profitieren, aber andererseits versuchen, das Leck zu finden, wenn wir selbst Opfer eines solchen Angriffs geworden sind.“
Bei der Redaktionskonferenz Ende 2023, über die „Medieninsider“ detailliert berichtet hatte, war es um Vorwürfe zum Umgang mit Quellen in Texten der stellvertretenden Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid gegangen.