Der Abriss des Südflügels für Stuttgart 21 hat begonnen: Um 15.07 Uhr hat der Bagger die erste Lücke gerissen. Zunächst hatten sich die Arbeiten verzögert.  

Stuttgart - Begleitet von bislang nur zaghaften Protesten wird seit Montag der Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abgerissen. Um 15.07 Uhr erfolgte der Baggerbiss in das denkmalgeschützte Gebäude. Es muss in den nächsten Tagen dem Tiefbahnhof Stuttgart 21 weichen. In der Nacht und am Morgen hatten rund 100 Menschen gegen den Abriss protestiert. Parkschützer sprachen von „sinnloser Zerstörung“. Der Nordflügel des Hauptbahnhofs war bereits im Jahr 2010 unter massivem Protest abgerissen worden. Das Hauptgebäude samt Bahnhofsturm bleiben stehen.

 

Der Abriss des Südflügels sollte bereits um 13 Uhr beginnen, wie das Polizeipräsidium Stuttgart mitteilte. Doch die Arbeiten haben sich zunächst verzögert. Um den Baubeginn zu ermöglichen, traf die Polizei am Montagmorgen die letzten Vorbereitungen. Der Südflügel war in den vergangenen zwei Wochen entkernt worden. In etwa acht Wochen soll der Gebäudeteil abgerissen sein.

Rund 30 Projektgegner wurden von der Baustelle beim Grundwassermanagement teils weggetragen. Gut 100 weitere gingen laut Polizei freiwillig. 35 Stuttgart 21-Gegner erhielten nach Polizeiangaben einen Platzverweis. Zudem sperrten Polizisten die Straße zum Schlossgarten komplett ab. Rund 250 Polizisten waren im Einsatz. Nach Angaben der Polizei werden bis einschließlich Dienstag keine Bäume im Schlossgarten gefällt. Das Polizeipräsidium Stuttgart hatte das am Sonntagabend auf Facebook bekanntgegeben.

Nach Ansicht der Projektgegner kommt ein Abriss des Bauwerks „sinnloser Zerstörung“ gleich, weil enorme technische Probleme noch nicht gelöst seien. Die Bahn sei weder mit der Umleitung des Grundwassers oder dem unterirdischen Technikgebäude weiter gekommen. Sprecher Matthias von Herrmann sagte: „Ministerpräsident Kretschmann darf es sich nicht weiter gefallen lassen, dass die Bahn auf Kosten der Bürger Fakten schafft, während weder die technische Machbarkeit noch die Finanzierung des Tunnelbahnhofs geklärt sind.“

Gegner scheitern vor Gericht

Stuttgart 21-Gegner sind mit ihrem Protest gegen den Südflügel-Abriss vor Gericht gescheitert. Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim lehnte nach eigenen Angaben vom Montag einen entsprechenden Eilantrag ab. Der Enkel des Bahnhofsarchitekts Paul Bonatz, Peter Dübbers, wollte zusammen mit fünf anderen Stuttgarter Bürgern damit die Bauarbeiten stoppen, solange Stuttgart 21 nicht vollständig genehmigt ist. Das Gericht erklärte zur Begründung, in einem Planfeststellungsverfahren könne sich Dübbers nicht auf das Urheberrecht seines Großvaters berufen.