Streitbar, unbequem, fair – mit Respekt und Anerkennung für sein politisches Leben reagiert Baden-Württembergs Landespolitik auf den Tod des CDU-Politikers Wolfgang Schäuble.
Ein engagierter Demokrat und überzeugter Parlamentarier sei er gewesen, streitbar, unbequem und am Ende doch ein fairer politischer Geist. Diese Eigenschaften ruft sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) angesichts der Nachricht über Wolfgang Schäubles überraschenden Tod als erstes in Erinnerung. Ob der Leistungen, die Schäuble als Kanzleramtsminister, Innenminister und Finanzminister verschiedener Bundesregierungen erbracht hat, kann dieser Aspekt seiner politischen Lebensleistung tatsächlich leicht in den Schatten geraten. Aber das war Wolfgang Schäuble eben auch: mehr als ein halbes Jahrhundert lang war er Abgeordneter aus dem badischen Wahlkreis Offenburg – und damit Volksvertreter im Bundestag.
Wolfgang Schäuble war einer von hier, aus dem Südwesten, auf der großen bundes- und manchmal auch auf weltpolitischen Bühne zuhause. Als einen Jahrhundertpolitiker und feinen Menschen, zu dem er persönlich aufgeschaut habe, würdigt Baden-Württembergs CDU-Vorsitzender Manuel Hagel seinen Parteifreund. Schäuble sei ein Mann mit Weitblick, südbadischem Humor und ein Diener seines Landes gewesen. „Er hat der Deutschen Einheit den Weg bereitet – und diese Einheit zum Pulsschlag für ein geeintes Europa gemacht“. Wolfgang Schäuble habe seine Verbindlichkeit, Wortgewalt und Verhandlungsstärke in vielen Funktionen zum Wohle Deutschlands eingesetzt. „Wir werden ihn schmerzlich vermissen“, erklärte Hagel. „Wolfgang Schäuble wird nicht nur als Politiker, sondern auch als Mensch in Erinnerung bleiben“, ergänzte Andreas Schwab, Vorsitzender von Schäubles CDU-Bezirksverband Südbaden. „Seine Fähigkeit, Brücken zu bauen und Menschen zu führen, hinterlässt eine nachhaltige Spur“.
Über Parteigrenzen hinweg bekunden Politiker aus Baden-Württemberg Trauer über den Tod des 81-jährigen Christdemokraten und Anerkennung für sein politisches Leben. „Mit Wolfgang Schäuble verliert das Land einen der profiliertesten und verdienstvollsten Politiker“, sagte der liberale Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke. „Besonders wir als FDP hatten in ihm stets einen wohlwollenden und fairen Partner.“
Der SPD-Fraktionschef Andreas Stoch nennt Schäuble als „Ausnahmepolitiker, der unser Land über 50 Jahre lang entscheidend mitgestaltet hat – als Abgeordneter und Minister, als politischer Gegenüber und als Bundestagspräsident.“ Stoch würdigt Schäuble nicht nur wegen seines Beitrags zur deutschen Wiedervereineinigung und überzeugten Europäer, sondern auch als einen Vertreter der politischen Konkurrenz. „Wolfgang Schäuble hat immer vorgelebt, was es heißt, in der Politik nicht die Meinung, aber die Grundwerte zu teilen.“ Andreas Schwarz, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, sieht Schäuble als Schlüsselfigur in der nationalen und internationalen Politik, der zur Stabilität Deutschlands und der Entwicklung Europas maßgeblich beigetragen habe. „Mit seiner Geradlinigkeit war er richtungsweisend für Generationen von Politikern“. Besonders in der Finanzkrise habe er „seiner ruhigen und aufrichtigen Art“ gezeigt, wie man Krisen mit Führungsstärke und Klarheit meistern könne. Mit seiner Entschlossenheit, Direktheit und Standhaftigkeit sei Schäuble „ein unverbiegbarer Charakter, der im politischen Geschäft heute nur noch selten zu finden ist“.
„In unseren persönlichen Begegnungen haben mich seine politische Urteilskraft und sein unabhängiges Denken sehr beeindruckt“, betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Er hat sich um unser Land große Verdienste erworben.“
