Nächster Eklat im türkischen Fußball. Wegen einer Schiedsrichter-Entscheidung wird ein Spiel zwischen Istanbulspor und Trabzonspor vorzeitig abgebrochen.

Nächster Eklat in der Türkei: Die Süper Lig versinkt immer mehr im Chaos. Verteidiger Simon Deli kniete flehend vor seinem Boss auf dem Rasen, doch Ecmel Faik Sarialioglu kannte keine Gnade. Der wütende Präsident von Istanbulspor holte seine Mannschaft im Ligaduell mit Trabzonspor vom Feld und sorgte mit einem erzwungenen Spielabbruch für den nächsten Eklat im krisengeschüttelten türkischen Fußball. Und das an dem Tag, an dem die Süper Lig nach dem jüngsten Gewaltexzess einen Neuanfang wollte.

 

„Istanbulspor wurde seit Saisonbeginn ungerecht behandelt“, schimpfte Sarialioglus Vize Ömer Saral: „Heute haben wir gesagt, dass es genug ist. Unser Präsident konnte diese Ungerechtigkeiten nicht mehr ertragen. Wir müssen diesen Menschen jetzt Einhalt gebieten!“

Wen er damit meinte, war offensichtlich: die Schiedsrichter. Anlass für Sarialioglus aufsehenerregenden Auftritt war dessen Verärgerung über Referee Ali Sansalan. Dieser hatte der Heimmannschaft einen vermeintlichen Elfmeter nach einem Rempler an der Strafraumgrenze verweigert, im Gegenzug erzielten die Gäste das 1:2. Die Szene wurde vom Video-Assistenten geprüft, doch der Treffer behielt Gültigkeit - Auftritt Sarialioglu.

„Es ist eine Schande“

„Er drehte sich zu mir um und sagte so etwas wie: ‚Entschuldige, es geht nicht um dich, aber ich kann das nicht mehr ertragen’„, berichtete Trabzon-Präsident Ertugrul Dogan über den Moment, in dem sein Amtskollege auf den Platz eilte. Er habe noch versucht, Sarialioglu umzustimmen, „aber er war entschlossen“.

„Es ist eine Schande“, wurde Sarialioglu in türkischen Medien zitiert, in der fraglichen Szene habe „jeder“ ein Foul gesehen. Und so holte er die Spieler des Tabellenletzten in der 73. Minute vom Platz. Es folgten minutenlange Diskussionen, ehe Kapitän Mehmet Yesil dem Schiedsrichter die Hand gab und mitteilte, dass Istanbulspor nicht weiterspielen werde. Sansalan brach die Partie ab, die Fans applaudierten.

Trabzon-Trainer Abdullah Avci sprach von einem „traurigen Tag für den Fußball“. Es sei wichtig, den Respekt gegenüber den Schiedsrichtern nicht zu verlieren, betonte er. So wie es vor wenigen Tagen beim tätlichen Angriff von Faruk Koca, dem Präsidenten von Ankaragücü, auf einen Unparteiischen geschehen war. Koca wurde lebenslang gesperrt, die Liga pausierte für eine Woche - und hat jetzt den nächsten Skandal.

Kann der Verband die Probleme lösen?

Istanbulspor, das vom Schweizer Hakan Yakin trainiert wird, kündigte für Mittwochnachmittag eine Pressekonferenz mit seinem Klubchef an. „Es gibt sehr ernste Probleme, auf die er zu Recht aufmerksam gemacht hat“, meinte Dogan. Kann der Verband die Probleme lösen? Nein, meinte Dogan, „ich glaube nicht“.