„No rain, no rain“, rief „Tatort“-Darsteller Miroslav Nemec in den immer schwärzer werdenden Himmel nach alter Woodstock-Schule. Und sang seinen eigenen „Hurricane“ – am Samstag als Ehrengast beim SWR-Sommerfestival.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Verdeckt ermitteln könne Miroslav Nemec schon lange nicht mehr, meinte Radiolegende Matthias Holtmann als Gastgeber am zweiten Abend des zehnten SWR-Sommerfestivals auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Den Münchner „Tatort“-Kommissar kenne halt jeder. „Matze“, wie ihn alle nennen, wiederum hat die Tarnkleidung angezogen, sich für den Auftritt zum zehnten Geburtstag seiner Show „Pop und Poesie in concert“ im US-Army-Shop seines Vertrauens eingekleidet. Als wilder Krieger präsentiert sich der Mann, der am Mittwoch 68 Jahre alt wird und den man einst die „Stimme“ des ebenfalls wilden Südens nannte.

 

Holtmann hat sich von einer Lungenentzündung erholt

Kaum hat Holtmann, der vor wenigen Wochen noch mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus lag, die Bühne des ausverkauften Ehrenhofes des Neues Schlosses betreten, stehen fast alle Zuschauerinnen und Zuschauer auf, um ihm gleich zu Beginn Standing Ovations zu schenken. Es ist die Verneigung vor einem Moderator, der am Ende seiner Laufbahn beim SWR gezeigt hat, wie man trotz Parkinson-Krankheit Lebenslust und Lebensmut weitergibt. Er singt, scherzt und philosophiert, als wolle er den Schatz im Silbersee bergen. Nicht wenige glänzen im Publikum mit grauen Haaren silbern. Vor drei Jahren ist „Matze“ in den Ruhestand gegangen – in jenen Lebensabschnitt also hineinspaziert, in dem viele in seinem Publikum angekommen sind. Sie sind Rentner – und Rock’n’Roller im Herzen.

„Smoke on the Water“ als Zugabe

Miroslav Nemec wird im Juni 64 Jahre alt. Er rennt über die Bühne wie ein Derwisch, setzt sich immer wieder ans Klavier, haut in die Tasten, um Klassiker wie „Locomotive Breath“ zu rocken. Die Band von Peter Grabinger besteht aus hervorragenden Musikern, die etwa aus der SWR-Bigband stammen oder erfolgreiche Studiomusiker sind. Sie covert die Hits, die von Schauspielern auf Deutsch rezitiert werden, auf neue Weise – und das so grandios, dass es die Zuschauer fast nicht auf den 4200 Sitzplätzen hält.

Als das Unwetter immer näher zu kommen scheint, fleht Nemec mit dem berühmten Woodstock-Ruf „No rain, no rain“ gen Himmel. Es stürmt dann tatsächlich – es sind etwa 300 türkische Fußballfans, die dem Festivalgelände tobend immer näher kommen, aber dann doch abziehen. Ganz ohne Regen endet das euphorisch bejubelte SWR 1-Konzert „Pop und Poesie“ nicht. Als Zugaben gibt es „Smoke on the Water“ und „Bohemian Rhapsody“. Unter den begeisterten Zuschauern: Schwabenstar Dodokay alias Dominik Kuhn, Bandleader Berti Kiolbassa, der frühere Radprofi Thomas Wagner, Seitenbacher-Müsli-Chef Willi Pfannenschwarz, Thomas Zell, der Vorsitzende des Renitenztheater-Vereins, Moderatorin Stefanie Anhalt und SWR-Landessenderdirektorin Stefanie Schneider.