Materieller Schaden entstand nicht, als zwei vermummte Täter Molotowcocktails auf eine Synagoge in Belin warfen. Die Ermittlungsbehörden sehen trotzdem eine große Eskalationsgefahr.

Nach dem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin hat die Generalstaatsanwaltschaft der Hauptstadt die Ermittlungen an sich gezogen. Das teilte die Behörde am Donnerstag mit und begründete dies unter anderem mit dem eskalierenden Charakter des Angriffs. Die Generalstaatsanwaltschaft verwies auf die derzeitige politische Situation im Nahen Osten sowie auf pro-palästinensische Kundgebungen der vergangenen beiden Wochen, die von Antisemitismus und zunehmender Gewalt gegen die Polizei geprägt gewesen seien.

 

Das Ermittlungsverfahren richte sich gegen noch unbekannte Personen wegen versuchter schwerer Brandstiftung. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen zwei vermummte Täter sogenannte Molotowcocktails in Richtung der Kahal Adass Jisroel Synagoge in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte geworfen haben. Die Brandsätze seien auf dem Bürgersteig nahe der Synagoge aufgeschlagen. Ein Brandsatz habe von Wachleuten der Polizei rechtzeitig gelöscht werden können. Der zweite Brandsatz verlosch.

Mahnwache gegen Antisemitismus

Die Synagoge ist in einem Gemeindezentrum untergebracht, ebenso wie eine Kindertagesstätte. Nach Angaben von Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kamen die Täter wegen des Wachschutzes nicht so nah heran, dass sie das Gebäude hätten treffen können.

Nach dem versuchten Brandanschlag hielt eine von Nachbarn organisierte Initiative eine Mahnwache gegen Antisemitismus ab, zu der 50 bis 60 Menschen erschienen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte: „Es ist ganz klar, dass wir nicht hinnehmen werden und niemals hinnehmen werden, wenn gegen jüdische Einrichtungen Anschläge verübt werden.“ Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) betonte: „Brandanschläge auf Synagogen sind Brandanschläge gegen uns alle.“

Der Zentralrat der Juden sprach von einem „Terroranschlag“. Er sah eine Verbindung zur Eskalation im Nahen Osten: „Aus Worten werden Taten. Die Vernichtungsideologie der Hamas gegen alles Jüdische wirkt auch in Deutschland.“ Die Jüdische Gemeinde hofft auf Solidarität der Berliner. „85 Jahre nach der Reichspogromnacht sollen in Deutschlands Hauptstadt Synagogen wieder brennen“, warnte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe.

Zum Teil kam es zu Ausschreitungen

Bundesweit nahmen antisemitische Vorfälle seit dem blutigen Überfall der Terrormiliz Hamas auf Israel am 7. Oktober drastisch zu. Allein die Berliner Polizei registrierte mehr als 360 Straftaten im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg. In 121 Fällen handele es sich um Gewaltdelikte. Zudem seien 110 Sachbeschädigungen seit dem 7. Oktober entdeckt worden.

In Berlin kam es seit dem Terrorangriff immer wieder zu Demonstrationen von Palästinensern und Unterstützern, bei denen einige Teilnehmer die islamistische Hamas bejubelten. Wegen befürchteter extremistischer Äußerungen verbot die Polizei viele Demonstrationen. Trotzdem kamen an vielen Abenden in Neukölln Menschen auf der Straße zusammen. Zum Teil kam es zu Ausschreitungen.