Die neue Unterkunft für Flüchtlinge am Parkplatz P3 wird übergeben. 80 Menschen sollen sie bewohnen. Eine Firma aus der Nähe von Erba, der Fellbacher Partnerschaft, montiert die Faltcontainer. Ein geografischer Zufall.

Fellbach – Auf der Baustelle am Parkplatz P3 in Fellbach, wo eine zweistöckige Flüchtlingsunterkunft entstanden ist, wird italienisch gesprochen. Wie sprichwörtlich klein und global die Welt ist, das zeigt das Projekt der Firma Kärcher Futuretech GmbH mit Sitz in Schwaikheim. Auf dem P3 stellen in diesen Tagen Fachkräfte aus der Nähe des italienischen Erba, der Partnerstadt von Fellbach, Faltcontainer auf. Ein geografischer Zufall.

 

Zufällig aus der Nähe der Partnerstadt Erba

Die Firma managt und garantiert mit dem Modell Kärcher Futuretech die schlüsselfertige Erstellung von mobilen Wohnunterkünften und bedient sich für die verschiedenen Gewerke des Knowhow und Bauelementen unterschiedlichster Firmen. Dazu gehört weltweit Corimec, wie Pressesprecher Frank Schad von Kärcher in Winnenden erläutert. Die Faltcontainer entwickelt und liefert die italienische Firma, die seit Ende 2014 zu Edilsider mit Sitz in Calolziocorte, zwischen Lecco und Erba gelegen, gehört.

Erst als die Arbeiter vor ein paar Tagen in Fellbach eintrafen, bemerkte einer von ihnen die städtepartnerschaftlichen Bande. „Meine Schwester wohnt in Erba,“ erzählt er, „ich fahre immer an den Hinweisschildern für die Städtepartnerschaft vorbei.“ Jetzt ist er schon auf dem Kappelberg spazieren gegangen und hat sich in der Stadtmitte von Fellbach umgeschaut. „Eine schöne Stadt“, sagt er bewundernd.

80 Flüchtlinge wohnen in der Unterkunft auf dem Parkplatz

Die Entscheidung, Futuretech in Fellbach zu bauen, hat der Landkreis getroffen. Am kommenden Montag soll die Übergabe der zweigeschossigen Anlage auf dem P3 bei den Sportanlagen erfolgen, rund 80 Flüchtlinge sollen dort unterkommen. Ob es die Flüchtlinge aus der Festhalle in Schmiden sein werden oder dem Kreis neu zugewiesene Personen, weiß Marie-Christine Scholze, Pressesprecherin beim Landratsamt, noch nicht. „Wir haben Familien angefordert,“ sagt sie, auch in Hinblick auf die neuen Module auf dem P3 in Fellbach, die durchaus familiengeeignet wären. Sie verfügen über Nasszellen mit Duschen, einen mit Miele-Waschmaschinen ausgestatteten „Waschraum“ und über Zimmer für zwei bis drei Personen. Die Unterkunft wird vollmöbliert und schlüsselfertig übergeben, eine überdachte Galerie sorgt für Licht und die Möglichkeit, sich vor Klimaeinflüssen geschützt draußen aufzuhalten. Die Faltcontainer sind beheizt und verfügen über eine Klimaanlage. „Da kann man es auch im Sommer gut aushalten,“ sagt einer der Norditaliener. Sie hätten sie auch schon in heißen Gefilden aufgestellt, „dort wo Öl gefördert wird; unsere Einsätze führen uns in die ganze Welt“. Und sie erzählen, dass sie auch schon Feldküchen in Krisengebiete gebracht haben. Vorteil der Fertigteile von Corimec ist, dass sie schnell und leicht auf- und abbaubar sind.

Kärcher Futuretech wurde 2005 als selbstständige Firma beim Reinigungsgerätehersteller Kärcher ausgegründet. Seit Jahrzehnten hat die Firma mit Stammsitz in Winnenden in Krisengebieten bei der Wasseraufbereitung oder mit Feldküchen vor Ort ausgeholfen und arbeitet mit dem Technischen Hilfswerk und Roten Kreuz zusammen, wie etwa beim Tsunami in Thailand oder dem schweren Erdbeben in Nepal.

Systembauten entstehen auch im ehemaligen Freibad

Auf dem Gelände des ehemaligen Freibades soll auf die gleiche Weise Raum für bis zu 100 Flüchtlinge geschaffen werden, sagt Marie-Christine Scholze. In der Lehmgrube ist in Kürze ebenfalls diese Art der Flüchtlingsunterbringung vorgesehen.

Besichtigung für die Bürgerschaft

Fellbach - Die Zahl der Neuankömmlingen aus den Flüchtlingsströmen geht zurück. Im Februar wurden nur noch 160 Menschen dem Rems-Murr-Kreis pro Woche zugewiesen. Im Januar waren es noch 210. Die Tendenz ist weiter sinkend. Trotzdem werden alle für Fellbach geplanten Unterkünfte noch dringend gebraucht, das schreibt Oberbürgermeister Christoph Palm an die Anwohner beim Parkplatz P3. Die neue Unterkunft dort wird am 31. März fertig und bezogen sein, und der Bau auf dem alten Freibadgelände am 12. Mai fertiggestellt und bezogen. Am 23. März, von 8 bis 11 Uhr und von 16 bis 19 Uhr können die Bürger die noch unbewohnten Räume bei einem „Tag der offenen Tür“ kennenlernen.

„Es ist geplant, dass die 80 Personen, die zurzeit in der Notunterkunft in der Schmidener Festhalle untergebracht sind, auf das Freibadgelände umziehen werden“, schreibt OB Palm, was die Pressesprecherin des Betreibers der Unterkunft, Marie-Christine Scholze vom Landratsamt Waiblingen, noch nicht sicher sagen kann. Diese Bewohner jedenfalls sind eingewöhnt: „Diese umgänglichen Menschen kennen unsere Stadt sowie unsere Regeln und Gebräuche mittlerweile gut. In der und um die Festhalle Schmiden herrscht eine ruhige und angenehme Atmosphäre.“

Betreuung ist gewährleistet, sagt OB Palm

Die Betreuung der Flüchtlinge wird an den neuen Standorten in bewährter Weise durch Mitarbeitende der Landkreisverwaltung sowie des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (Awo) gewährleistet, verspricht Palm. Die Sozialbetreuung erfolgt durch die Awo, und der Hausmeisterdienst wird ebenso wie der Sicherheitsdienst durch das Landratsamt sichergestellt. „Selbstverständlich werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch als Stadtverwaltung unterstützend tätig werden“, sagt Palm.

Der Oberbürgermeister verweist auch auf das große ehrenamtliche Engagement, das Bürger für Flüchtlinge leisten: „Wir haben in Fellbach an fünf Standorten in den vergangenen zwei bis drei Jahren genug positive Erfahrungen gesammelt, um mit dem bestehenden Netzwerk aus haupt- und ehrenamtlichen Kräften einen reibungsarmen Betrieb von Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge zu gewährleisten.“