Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)


Auch Maike Pfuderer hat Diskriminierung erlebt. Sie habe einen "tränenreichen Weg" hinter sich, sagt sie, aber es habe sich gelohnt. "Jedoch hätte manche Träne nicht sein müssen, wenn manche Menschen toleranter wären." Reinhard Pfuderer hatte ein bürgerliches Leben geführt, war im Schwäbischen Albverein Schriftführer, fast 20 Jahre Mitglied in der CDU. Die ehemaligen Kumpels vom Stammtisch konnten mit der bekannt-unbekannten Frau überhaupt nicht umgehen. Vielleicht hätten sie sich verraten gefühlt, mutmaßt Maike Pfuderer heute.

Schließlich hatten sie gemeinsam "Männergespräche" geführt. Wie konnte Reinhard dann plötzlich eine Frau sein, beziehungsweise, wenn man so will, auch noch eine Lesbe. "Ich habe mehrere Grenzen überschritten", sagt Maike Pfuderer. Denn Frauen liebt sie weiterhin.

Diskriminierungen kommen auch von einer unerwarteten Seite


Von ihren Nürtinger Freunden ist ihr nach der Geschlechtsumwandlung nur ihre älteste Freundin aus Kindergartentagen geblieben. Lange hatte sie sich dennoch nicht vorstellen können, ihrem Geburtsort den Rücken zu kehren. "Am Anfang habe ich gedacht, diese "Krankheit" nimmt mir meine Heimat nicht weg", erzählt sie. Heute ist sie froh, weggezogen zu sein. "Es sind nur 30 Kilometer, aber die tun verdammt gut." In Stuttgart hat sie sich ein neues soziales Netz aufgebaut. Sie geht tanzen, engagiert sich in der Leonhardsgemeinde, fährt viel Fahrrad. "Ich bin kein Mensch, der sich zu Hause einschließt."

In anderen Ländern wird Transsexualität übrigens nicht als Krankheit, sondern als angeboren angesehen. In Deutschland hat das Landessozialgericht Stuttgart 1981 Transsexualität allerdings als "eine Krankheit im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung" definiert. Maike Pfuderer sieht das pragmatisch - um die "wahnsinnig teuren Operationen" bezahlt zu bekommen, sei die Einstufung der geschlechtlichen Identitätsstörung als Krankheit notwendig. Früher hätten sich Transgender prostituieren müssen, um die Eingriffe überhaupt finanzieren zu können.

Es gibt aber auch heute noch immer wieder Situationen, in denen Maike Pfuderer schlucken muss. So hatte eine Sozialpädagogin aus dem reinen Frauenprojekt, für das sie arbeitet, ein Problem mit ihr. "Für sie brach ein ehemaliger Mann in ihre Domäne ein", erzählt Pfuderer. Zum Glück habe der Geschäftsführer aber immer hinter ihr gestanden. Manchmal kommen Diskriminierungen von einer unerwarteten Seite.

Informationen zum Jahrestag
http://www.tag-gegen-homophobie.de