Der Amtswechsel im Tammer Rathaus ist perfekt. Der bisherige Bürgermeister Roland Zeller muss gehen, sein Herausforderer Martin Bernhard kann 58 Prozent der Wähler für sich gewinnen.

Tamm - Selbst der Herausforderer bei der Tammer Bürgermeisterwahl hatte nur mit einem knappen Sieg gerechnet. „Dass es aber beim ersten Anlauf 58 Prozent wurden, macht mich sehr glücklich“, sagte Martin Bernhard (54) am Sonntagabend. Die mit 44,2 Prozent recht hohe Wahlbeteiligung wertet er als einen „klaren Auftrag der Bürger“. Roland Zeller (53), der auf den 41,1 Prozent kam, präsentierte sich als guter Verlierer: „Ich bin nur enttäuscht, wenn Menschen, die mir nahestehen, gegen mich handeln“, sagte er. „Aber die Bürgerschaft hat das Recht, einen abzuwählen. Das gehört zur Demokratie.“ Der Dauerbewerber Ulrich Raisch kam auf 0,8 Prozent. Von den 10 345 Wahlberechtigten haben 4567 ihre Stimme abgegeben.

 

Einstige Kollegen

Als Zeller im Sommer seine erneute Kandidatur bekannt gab, glaubte er noch, er könne auf einen Wahlkampf verzichten. Als sich jedoch wenige Tage später sein einstiger Rathauskollege Martin Bernhard als Gegenkandidat in die Liste aufnehmen ließ, wurde daraus einer der spannendsten Wahlkämpfe der letzten Jahre im Kreis Ludwigsburg. Die Bürger nahmen ebenso regen Anteil wie die Gemeinderatsfraktionen. Drei von ihnen – SPD, Grüne und die Liste Lebenswertes Tamm (LLT) – hatten Bernhard unterstützt. Dieser ist zwar, wie Zeller, parteilos, sitzt aber seit November 2013 für die SPD im Tammer Gemeinderat. Die beiden anderen Fraktionen – CDU und Allgemeine Wähler-Vereinigung (AWV) – werde er durch seine praktische Arbeit überzeugen, sagte der Wahlsieger.

Dass Bernhard und Zeller 14 Jahre lang im selben Rathaus gearbeitet haben, hat den Wahlkampf gewürzt. Denn als Zeller 2006 das Bürgermeisteramt von Gerd Maisch übernahm, der als OB nach Vaihingen/Enz wechselte, hatte Bernhard gehofft, er könne den Posten des Ersten Beigeordneten übernehmen. Stattdessen aber hatte Zeller diese Stelle gestrichen.

Zeller nimmt Auszeit

Der 1959 in Stuttgart geborene Bernhard hat Architektur studiert. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. 1993 kam er als Ortsbaumeister nach Tamm. 2008 wechselte er in die Große Kreissstadt Remseck, wo er seither den Fachbereich Bautechnik und Bauplanung sowie die Stadtwerke leitete. „Ich möchte das Gebäude Tamm gestalten und verantwortungsvoll ausbauen“, hatte er vor der Wahl gesagt. Seine zentralen Themen sind die Bürgerbeteiligung und die Verkehrsproblematik. Beides werde er jetzt wie versprochen anpacken, sagte Bernhard. Zeller nimmt ein Auszeit: „Ich hatte keine Ausstiegsklausel, ich muss jetzt mal sehen, wie es für mich weitergeht.“