Der Mensch will berührt werden, „innen und außen, sonst verkümmert er“, sagt eine Stuttgarter Tanzlehrerin – Tango Argentino ist das Gegenteil von Social Distancing, beruht auf größter Nähe. Wie geht das in Pandemiezeiten?

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Behutsam zieht sie das Bein im Halbkreis über den Boden. Mann und Frau bewegen sich voneinander weg, gehen in die ganze Weite ihrer Umarmung. Dann hakt sie den Fuß an seiner Schuhsohle ein, schlingt sich eng um ihn, Wange an Wange, Hüfte an Hüfte, sie flippt ein Bein zwischen seine Beine. Das ist der Gancho, der Haken. Er hat eine berührende Dramatik, einen fließenden Lauf, doch auch etwas Neckisches. Liane Schieferstein, eine blonde, zarte Frau mit Brille und einem mädchenhaften Lächeln, lehnt sich in die Arme ihres Tanzpartners und strahlt. „Der Mann schickt mich raus, und ich kann wieder zurück in seine Umarmung“, erklärt sie und schaut dabei in die Augen ihrer Schüler im Lalotango, einer Tanzschule im Stuttgarter Süden.