Vor 35 Jahren schlug die Geburtsstunde des Tango Argentino in Stuttgart. Ute Frühwirt brachte den Tanz in die Stadt. Daraus ist 35 Jahre später eine der größten Tango-Gemeinden in Deutschland geworden.

Stuttgart - Tango in Stuttgart: das war und ist Ute Frühwirth. Sie erweckte vor 35 Jahren den argentinischen Paartanz in der Stadt zum Leben. Und viele ihrer Tango-Kinder führen ihre Mission („Tanzen ist das Schönste und Lustvollste im Leben“) bis heute fort. „Einige meiner damaligen Schüler haben heute eigene Tango-Schulen“, sagt sie und nennt etwa Ocho und Vera Lempertz in Bad Cannstatt (Krefelder Straße 11) oder Kenneth und Sieglinde Fraser vom Tangoloft im Osten (Hackstraße 77). Sie führen neben anderen das Vermächtnis der Grande Dame des Tango mit eigener Note in Stuttgart fort.

 

Ihre damaligen Schüler sind es auch, die Ute Frühwirth am 30. April bei einem mondänen Abend im Friedrichsbau-Varieté ein in den Mai tanzendes Denkmal setzen wollen. So feiert die Stuttgarter Tango-Community an diesem Abend gleich doppelt: ihre Entstehung vor 35 Jahren und den 80. Geburtstag der Tango-Pionierin Ute Frühwirth. Denn im Jahr 1983 veranstaltete sie in der Rosenau ihre erste Milonga, wie Tango-Abende im Ursprungsland Argentinien genannt werden.

Alles fing mit einer Ausstellung in Berlin an

Noch heute findet sie es „wunderbar, dass aus diesen Anfängen eine der größten Tango-Szenen in Deutschland entstanden ist“. Bei einer Ausstellung in Berlin sah sie 1983 zum ersten Mal ein argentinisches Tango-Paar auf der Bühne. Danach schwor sie sich: „Das will ich auch können.“ Also stieg sie unzählige Male in den Orientexpress nach Paris, um bei den Argentiniern Coco und Jorgé Rodriguez den Tango zu lernen. Auch in der Geburtsstadt des Tango, in Buenos Aires, nahm sie bei den großen Meistern Unterricht. Etwa bei Antonio Todaro, Pepito Avellaneda und Gustavo Naveirra.

Tanzen war im Prinzip schon immer ihr Leben. Damals unterrichtete Ute Frühwirth an der Tanzschule von Tante Erna in Frankfurt die klassischen Latein- und Standardtänze. Aber wer einmal die Magie und geheimnisvolle Inspiration des Tango Argentino gespürt hat, will im Grunde nichts anderes mehr tanzen. In Worte kann sie diese Leidenschaft nicht kleiden. Die Stuttgarter Tango-Queen empfiehlt lieber: „Man muss es selbst erspüren.“ Etwa an jenem Jubiläumsabend im Varieté mit den Musikern des Orchesters Silencio, das die Klassiker der alten Tango-Garde mit dem Bandoneon, der Geige, dem Kontrabass und dem Klavier interpretiert. Zusätzlich werden DJane Heike und Ute Frühwirth selbst mit Schellack-Platten für die nötige Milonga-Atmosphäre sorgen.

„Tango ist gut gegen Demenz“

Freilich lässt sich der Tango auch noch bei der Meisterin selbst erleben und erlernen. Jeden Mittwoch unterrichtet sie im Waldheim Gaisburg (Erste Halde 1) und an anderen Tagen in Dünsbach in einem alten Schulgebäude, das im argentinischen Stil eingerichtet ist. „Tango hält jung und ist gut gegen Demenz“, sagt die bald 80-Jährige, „ich bin sehr froh und dankbar, dass ich noch alles machen und unterrichten kann.“

Nur für die großen Feste, für die sie früher bekannt war, reicht die Energie nicht mehr ganz. Fast schwärmerisch denkt Ute Frühwirth an die rauschenden Nächte in ihrer früheren Tanzschule Tango Vorstadt in der Christophstraße oder an die Bälle in der Alten Reithalle, dem Kursaal oder dem Züblin-Glashaus zurück. „Es war einfach wunderschön“, sagt sie. Genauso „wunderschön“ soll es nun am Montagabend im Varieté werden. Und am liebsten wäre es Ute Frühwirth, wenn nicht sie und ihr Geburtstag im Mittelpunkt stünden, sondern der Tango: „Alle, die kommen, machen mir das schönste Geschenk, wenn sie viel tanzen, Freude haben und neue Leute kennenlernen.“

Einlass zu „Ute Frühwirth – 35 Jahre Tango in Stuttgart“ am Montag, 30. April, ist um 19 Uhr. Im Vorverkauf kosten die Karten 25 Euro, an der Abendkasse 28 Euro. Ticket-Hotline: 07 11 / 2 25 70 70