Böblingen - Was die Kunst angeht, ist Louise Mayer ein echtes Multitalent. Egal ob Singen, Tanzen, Schauspielen oder Fotografieren. „Ich liebe alle Künste“, sagt sie. „In der Kunst fühle ich mich Zuhause.“ In der vergangenen Woche war die gebürtige Amerikanerin bei der TV-Castingshow „The Voice of Germany“. Die Jury konnte sie mit ihrer Perfomance von Meghan Trainors „Better when I’m Dancing“ leider nicht überzeugen. Die Leidenschaft kam zwar rüber – gesanglich hat es den Juroren aber nicht gereicht.
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Trotz der Enttäuschung fand Louise Mayer jedoch positive Worte: „Mein Ziel war es heute, Spaß zu haben und für das Publikum zu singen.“ Louise Mayer bedeutet es schon viel, überhaupt bis zu einer Performance, die ausgestrahlt wird, hervorgedrungen zu sein. „Es war ein langer Weg, bis ich auf der Bühne stand“, verrät sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Schließlich gab es noch 10 000 andere Bewerber, die alle denselben Traum hatten. Was der Wahl-Tübingerin nun bleibt, ist die Erfahrung. „Und man weiß ja nie, wer den Auftritt sieht und was danach kommt“, gibt sie zu bedenken.
Singen ist ihre Leidenschaft
An Wettbewerben teilzunehmen, geht eigentlich ganz gegen Louise Mayers Einstellung zur Musik. „Eigentlich finde ich, Wettbewerbe haben keinen Platz in der Kunst“, meint sie. Doch die Show „The Voice“ zeichne sich dadurch aus, die Leute in ein gutes Licht zu rücken. „Die machen einen sehr guten Job, und ich wollte es einfach mal ausprobieren.“
Schließlich ist das Singen schon Louise Mayers Leidenschaft, seit sie ein kleines Mädchen ist. Gebürtig stammt die Tanzlehrerin der Böblinger Kunstschule DAT aus New Jersey, wo sie schon früh in verschiedenen Chören aufgetreten ist. „Ich war immer mindestens eine Stunde früher in der Schule um für Musicals, Chor oder Cheerleading zu proben“, erinnert sie sich. „Und eine der letzten, die die Schule wieder verlassen hat.“
Die künstlerische Leidenschaft liegt dabei in der Familie. Die Mutter ist Schauspielerin, die Schwester arbeitet heute ebenfalls als Tänzerin. „Nur mein Bruder und mein Vater sind keine Künstler“, sagt Louise Mayer. Dafür hat sie von ihrem Vater aber die deutschen Wurzeln mit in die Wiege gelegt bekommen.
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Dass sie aber tatsächlich mal in Deutschland leben würde, hätte die Tanzpädagogin allerdings nicht erwartet. Ihre Ausbildung erhielt sie zunächst am Westminster College of Performing Arts an der Rider Universität, sowie an den Chelsea Lauren Studios in New York. Als Louise Mayer im Rahmen ihres Studiums an einem Austauschprogramm nach Deutschland teilnahm und in Stuttgart landete, lernte sie das Heimatland ihres Vaters aber plötzlich mit anderen Augen kennen. „Das war so eine interessante Erfahrung“, erzählt Louise Mayer. „Ich mag Europas ,Way of Life’.“ Zurück in den USA nahm Louise Mayer einen Job als Kellnerin an, um sich einen erneuten Aufenthalt in Deutschland zu finanzieren.
Straßentheater in Indien
Diesmal verschlug es sie nach Tübingen, wo die Sängerin inzwischen lebt. „Das war ziemlich schwierig, ohne jemanden zu kennen oder einen Job zu haben“, erzählt sie. An der Uni Tübingen habe sie ein Studium in Ethnologie angefangen, durch das ihr ein Aufenthalt in Indien ermöglicht wurde. „Auch hier hat sich wieder alles um Kunst gedreht“, erzählt die junge Frau „In New Delhi habe ich nämlich einige Zeit bei einem Straßentheater gearbeitet.“
Nach Jobs als Tänzerin für die Sender SWR1, SWR4 und SWR, als Musicaldarstellerin und als Choreographin arbeitet Louise Mayer mittlerweile als Leiterin des Fachbereichs Dance an der Böblinger DAT-Kunstschule. Ein Job, der ihr sehr ans Herz gewachsen ist. „Man trägt da eine große Verantwortung, die Kinder sehen zu einem auf“, hat sie beobachtet. „Deshalb nehme ich das sehr ernst.“
Die Familie in den USA sah die Show im Fernsehen
Was die Schüler wohl zu ihrem „The Voice“-Auftritt gesagt haben? „Die waren alle sehr interessiert, das war total süß“, meint Louise Mayer. Deshalb habe sie den Song auch ihren Schülern gewidmet. Doch nicht nur die Meinung der Kinder sei ihr wichtig gewesen, sondern auch die ihrer Familie. Da Mayers Vater sich zum Zeitpunkt des Auftritts im Krankenhaus befand, war es der Familie nämlich nicht möglich, ihrer Tochter live vor Ort zuzusehen.
„Ich habe auch lange überlegt, ob ich überhaupt auftreten oder nicht lieber nach Hause fahren soll“, erklärt Louise Mayer. Umso schöner es sei es, dass ihre Familie den Auftritt nun von den USA aus im Fernsehen bewundern konnte.