Der Tarifstreit bei der Bahn ist vorbei. Zwischen dem Konzern und der Lokführergewerkschaft GDL gibt es einen Abschluss. Einem Bericht zufolge lenkte die Bahn bei der Kernforderung weitgehend ein.

Für Fahrgäste der Deutschen Bahn kehrt ein Stück weit Verlässlichkeit auf die Schiene zurück. Der Konzern und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben ihren monatelangen Tarifstreit mit mehreren Arbeitskämpfen beigelegt, wie beide Seiten am Montagabend mitteilten.

 

Weitere Streiks sind damit nicht mehr möglich. Wie genau der Tarifkompromiss aussieht, wollen Bahn und GDL am Dienstag in separaten Pressekonferenzen. Um 10.00 Uhr beginnt die Bahn, um 11.30 Uhr folgt die GDL. Offen bleibt bis dann vor allem die Frage, ob sich die GDL mit ihrer Kernforderung nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Lohn vollständig durchsetzen konnte oder nicht.

35-Stunden-Woche soll kommen

Nach einem Bericht des Nachrichtenportals „Politico“ soll die 35-Stunden-Woche kommen, und zwar ab 2029. Demnach soll sich die Wochenarbeitszeit ab Anfang 2026 zunächst auf 37 Stunden reduzieren. Bis 2029 können die Lokführerinnen und Lokführer die Stunden dann weiter absenken, auf 36 Stunden im Jahr 2027 und 35,5 Stunden im Jahr 2028. Wer weiter 40 Stunden arbeiten möchte, könne dies für rund 2,7 Prozent mehr Lohn tun. Die Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer kommentierten die Inhalte am Dienstag auf Anfrage zunächst nicht.

Insgesamt sechs Mal führten Arbeitskämpfe der GDL im nun beendeten Tarifkonflikt zu erheblichen Einschränkungen für Bahnkunden. Zuletzt hatte Gewerkschaftschef Claus Weselsky Streiks deutlich kurzfristiger angekündigt als zuvor. Eine Annäherung zwischen beiden Seiten war lange nicht absehbar. Hoffnung gab es bereits im Februar, als beide Seiten über Wochen hinter verschlossenen Türen und mithilfe externer Moderatoren miteinander verhandelten. Doch die Gespräche scheiterten schließlich Anfang März. Es folgten aufs Neue Streiks.

Kompromissvorschlag im Tarifstreit

Vor etwas mehr als einer Woche verkündeten Bahn und GDL dann überraschend gemeinsam, dass sie wieder miteinander verhandelten. Und sie äußerten sich zuversichtlich, dass es dieses Mal eine Lösung geben könnte. Strittig war neben der Frage der Arbeitszeitreduzierung auch die Laufzeit eines künftigen Tarifvertrags. Daneben forderte die GDL ursprünglich 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro.

Der Kompromissvorschlag der Vermittler vom Februar sah eine schrittweise Anhebung der Löhne und Gehälter um 410 Euro vor. 200 Euro mehr sollte es zum 1. August dieses Jahres geben, 210 weitere Euro zum 1. April 2025. Die Laufzeit des Vertrags hätte 30 Monate betragen. Doch darauf ließ sich die GDL nicht ein.

Begonnen hatte der Tarifkonflikt Anfang November. Bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde erklärte Weselsky die Gespräche für gescheitert und leitete im Dezember eine Urabstimmung über unbefristete Streiks ein.

Für Bahnkunden gibt es nun zumindest bis zum nächsten Frühjahr Entwarnung. Weitere Tarifrunden bei der Bahn stehen in diesem Jahr nicht mehr an. Der Tarifvertrag mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) läuft bis Ende März 2025. Erst dann sind wieder Arbeitskämpfe möglich.